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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 396
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Hispano suizza. Zu jedem Wagen war selbstverständlich auch ein Chauffeur
da. Der Chef fuhr nie selbst.

Kiefer wohnte allein mit seinem Hofstaat in diesem Schloß. Seine Frau Maria
Barbara, geb. Herrel, die aus Legelshurst stammte, lebte in Straßburg. Er
liebte Geselligkeit und feierte bacchantische Feste. So hat er z.B. einige Jahre
hindurch an Fastnacht die Dorf jugend von Kork, so ab etwa 18, mit lauter roten
Dominos ausgestattet und roten Masken. Auch er selbst steckte in der gleichen
Maskierung. Zunächst erfolgte eine Bewirtung im Schloß, dann bestellte er
zwei oder drei Busse und fuhr mit der ganzen Gesellschaft in verschiedenen
Sälen im Hanauerland herum, auch in die Kehler Stadthalle. Wo es Eintritt
kostete, zahlte er dies pauschal.

Auch sonst im Jahr konnte sich Ähnliches erreignen. So erschien Kiefer einmal
spät abends auf dem Erntetanz im Schwanensaal in Kork. Es gefiel ihm
aber da nicht so recht, und als er mich im Saal erblickte, rief er mich zu sich:
„Ernschtl, geh' heim in den .Ochsen' und sag' Deinem Vater, er solle allen
Sekt kalt stellen, den er im Keller hat. Wir kommen in einer Stunde." Der
Sektvorrat eines Dorfgasthofes ist normalerweise nicht allzu groß. Mein Vater
stand sofort auf und hat rasch noch seinen Bestand um den seines Bruders
Wilhelm Arbogast zum „Hirsch" ergänzt und, nachdem Kiefer mit Musik
und an die hundert Menschen angerückt war, dürften etwa 70—80 Flaschen
Sekt, eben die gesamte verfügbare Menge, entkorkt worden sein.

Frauen und Glücksspiel

Selbstverständlich konnten auch Abenteuer mit Frauen in seiner Lebensführung
nicht fehlen, mit soviel Geld meist kein Problem. Einmal aber in Regensburg
wies ihn ein Mädchen, das er begehrte, ab. Aus Verärgerung verstreute
er vom Balkon seines Hotelzimmers Geldscheine in Höhe von DM ca.
15000.— (1927 oder 1928!). Es gab einen Auflauf, die Polizei mußte einschreiten
, und der Vorfall ging damals durch alle Zeitungen. Aber selbst dieser
Vorfall hat seinem allgemeinen Ansehen in der Öffentlichkeit noch nicht
erkennbar geschadet.

Einen besonderen und bemerkenswerten Versuch, an viel Geld zu kommen,
hat Kiefer auch noch etwa Mitte der zwanziger Jahre gestartet. Die Spielbanken
hatten es ihm angetan. Obwohl er selbst kein leidenschaftlicher Spieler
war, suchte er nach einem Weg, bei einer Spielbank das große Geld zu machen.
In einem Raum seines Schlosses hatte er zu diesem Zweck einen Spielsalon mit
einem Roulette-Tisch eingerichtet und einen Mathematik-Professor aus Straßburg
engagiert. Monatelang wurden Systeme studiert und trainiert, offiziell
natürlich streng geheim. Zu dem Raum hatten nur die Eingeweihten Zutritt.
Unter der Mannschaft von 7 oder 8 Leuten, die da geschult wurde, befanden
sich aber auch einige junge Menschen aus Kork, die ihre Familien und Freunde

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