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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 397
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im Ort hatten. So ganz unbedingt konnte die Geheimhaltung deshalb auf
unabsehbare Zeit doch nicht gelingen.

Eines Tages fuhr eine Delegation von Kiefer gen Osten, angeblich zur Errichtung
eines neuen Unternehmens in der damals „Freien Reichsstadt Danzig".
In Wirklichkeit befand sich das „neue Unternehmen" in der Spielbank im
polnischen Zoppot, wo es sich tatsächlich einige Wochen hielt. Als es sich aber
als ein dauernder Zuschußbetrieb entpuppte, kehrte die Gruppe eines Tages
zurück, „da es mit der Geschäftsgründung in Danzig nicht geklappt habe."

Auch in Monte Carlo war das Team einmal eingesetzt.

Daß er auch in seiner näheren Umgebung nicht mit unbedingter Ehrlichkeit
rechnen konnte, wußte Kiefer selbst gut. Er war mein Taufpate und somit
1922 zu meiner Konfirmation eingeladen. Als Geschenk erhielt ich eine Armbanduhr
. Mit deren Beschaffung beauftragte er einen seiner dienstbaren
Geister, dem er dazu sicher einen namhaften Geldbetrag übergab. Der Beauftragte
besorgte die Uhr aber nicht selbst, sondern gab den Auftrag an einen
Kollegen weiter. Dieser wiederum beauftragte seinen Schwager, einen Juwelier
in Kehl mit der Lieferung der Uhr. Der Auftrag ging also durch drei
Hände, und übrig blieb das billigste Stück, das Kiefer bei der Konfirmation an
meiner Hand mit Erstaunen besah, sich aber nicht dazu äußerte.

Das Ende und die Folgen

An einem milden Vorfrühlingstag am 28. Februar 1929 fand die Aufbahrung
und die Trauerfeier in Kork im Schloßhof statt. Auf dem Friedhof wäre sie
nicht durchführbar gewesen. Auch der ziemlich große Schloßhof faßte die
Menge nicht, die Straße davor war gedrängt voller Menschen. Die Kehler Polizei
mußte mit einem beträchtlichen Aufgebot den Verkehr regeln. Autos ohne
Zahl von überall bis aus München und Berlin waren angereist. Alle örtlichen
Vereine, die ja ausnahmslos einen recht spendablen Mäzen verloren hatten,
waren angetreten. Die Kränze häuften sich zu Bergen, und die Nachrufe wollten
kein Ende nehmen. Einer davon war mir besonders eindrucksvoll und blieb
mir in guter Erinnerung. Er wurde gesprochen von einem Geheimrat B. aus
Berlin und lautete: „Lieber Ernst Kiefer, im Namen Deines Berliner Freundeskreises
bringe ich Dir diesen letzten Gruß." Dann Ablegen des Kranzes, und
nach einer ergriffenen Schweigeminute fuhr er fort:

„Lieber Ernst, Du hast die Sonne des Lebens geseh'n,
Nun war es Zeit, schlafen zu geh'n."

Wenige Tage danach hat sich dieser Geheimrat B. in Berlin erschossen. Bankier
Sch. erschoß sich an einem Sonntagvormittag in seiner Bank in Kehl mit
dem Jagdgewehr.

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