Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 399
(PDF, 91 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0399
Die Zeit der Weimarer Republik

und des Nationalsozialismus in Oberharmersbach

Karl-August Lehmann

„Das schwärzeste Jahr deutscher Geschichte geht zu Ende", meldete die
Schwarzwälder Post in ihrer Neujahrsausgabe am 1./2. 1. 1919.' Für unzählige
Menschen war es bis zuletzt ein Jahr des Bangens und Hoffens auf eine glückliche
Heimkehr, auf Frieden, auf einen hoffnungsvollen Neubeginn. Der
November 1918 brachte den Frieden, aber in kaum einer Familie konnte das
Weihnachtsfest 1918 richtige Freude aufkommen lassen; zu groß waren die
Entbehrungen der vier harten Kriegsjahre, zu groß war der Schmerz über den
Verlust des Vaters, des Sohnes, des Bruders. Wer nach solchen Opfern, wie sie
auch die Harmersbacher Bevölkerung mit Ablieferungen und großzügigem
Zeichnen von Kriegsanleihen erbracht und schier bis zuletzt den Durchhalteparolen
der Militärs vom Schlage Hindenburgs und Ludendorffs geglaubt hatte,
mußte vom Zusammenbruch besonders enttäuscht sein. Natürlich war man
bemüht, nach den Gründen für die Niederlage zu suchen. Die politischen
Gründe scheint die „Schwarzwälder Post" geben zu können: „In Eintracht
war das Volk seinen Führern gefolgt, als es im August 1914 zum Kriege aufgerufen
wurde. Bald aber begann das Mißtrauen sich zu regen im deutschen
Mutterboden. Das Parteienwesen schoß üppig und immer üppiger in die Halme,
und wer da etwa geglaubt hatte, wir würden uns im Unglück schon wieder zusammenfinden
. . . der mußte verstummen."2

Für die wirtschaftlichen Probleme lieferte der Ortspfarrer von Oberharmersbach
Busse3 eine Erklärung: „Die Juden vor allem sind es, die den Lederhandel
und die Kleiderstoffe in Händen halten. . . Die Juden sind unser Unglück.
Manche behaupten, sie haben viel am Krieg verdient; manche behaupten, sie
haben die Verlängerung verschuldet, haben die Revolution gemacht (Gemeint
sind die Unruhen im November und Januar in vielen Städten, der Verf.), den
Geiz und Habsuchtsschwindel in die Christen hineingesetzt und während des
Krieges ungeheure Gewinne gemacht und machen sie jetzt erst recht."4

Derartige Aussagen, simpel in ihren Ausführungen und weittragend in ihren
Konsequenzen, sollten sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der
Republik ziehen und den Weg bereiten für einen Mann, der mit seinen Versprechungen
weit mehr Unglück und den endgültigen Untergang des Deutschen
Reiches bringen sollte.

Zaghafter Neubeginn

Daß man den Krieg verloren hatte, damit schien man sich abzufinden. Und im
Harmersbachtal war man anscheinend mit den neuen politischen Verhältnis-

399


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0399