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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 402
(PDF, 91 MB)
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sich um Leben und Sterben des deutschen Volkes." Man könne es nicht hinnehmen
, „die deutsche Ehre aber von der unerbittlichen Rachsucht unserer
Feinde nicht ungestraft in den Staub treten lassen." Die Not nahm zu. Daß
am 17. 7. 1919 für die Bäckereien ein „Kuchenbackverbot" erlassen wurde,
hätte man eventuell verkraften können. Für die noch wenigen Stromabnehmer
im Tal war es eine Umstellung, als im November vom Elektrizitätswerk
Schmider in Zell der Strom rationiert werden mußte: Kraftstrom war nur noch
morgens von 7 bis 11 1/2 Uhr zu erhalten; Motoren durften in der übrigen
Zeit nicht eingeschaltet werden; von 111/2 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit
war auch der Strom für Licht abgeschaltet. Einschneidender waren die
Erhöhung des Brotpreises, des Milchpreises und die verheerende Brennstoffknappheit
. Der Verfall der Währung, verursacht durch die inflationäre Geldpolitik
während des Krieges und der folgenden Monate, zeigte sich im Verhältnis
zum US Dollar:

Im Frieden : 1 US Dollar = 4,20 Mark
jetzt : 1 US Dollar = 14,38 Mark"

Elend ohne Ende

Das neue Jahr verspricht keine Hoffnung auf Besserung, meint trübsinnig der
Redakteur, der „griesgrämig" vor einer Kaffeekanne voll alkoholfreiem
Punsch sitzt, auf die schlechten Zeiten schimpft und noch mehr auf die Schieber
, die ihrerseits natürlich am Silvesterabend zu leben wissen.12 Das „Valuta-
Elend" mußte Anlaß zu erheblicher Sorge geben. Im Januar galt die Papiermark
gerade noch 5 3/4 Rappen.13 Und so ergab eines das andere: die Preise für
Brot, Brennholz und Bier kletterten weiter; die Höchstpreisverordnungen des
Kommunalverbandes Offenburg — Land schienen ohne Wirkung zu bleiben.
Auch die Hebammen schlugen im Juli um 100% auf. Die Zuckernot verschärfte
die Ernährungslage, Ziegenschlachtungen wurden verboten (infolge
Knappheit des Schlachtviehs wird man zunehmend auf diese Tiere aus). Die
Fleischversorgung wurde bis zum Spätsommer so kritisch, daß die Metzgerinnung
allen Ernstes vorschlug, außer Dienstag und Freitag einen „3. fleischlosen
Tag" einzuführen.14

Auf dem Brotsektor sah es nicht viel anders aus. Der Kommunalverband untersagte
die Herstellung von „Brezeln, Salz- und Weißbrötchen". Auch hier traten
Engpässe auf. Schon im Juli erging eine Verordnung für den „Frühdrusch
", um die Ernährung sicherzustellen. Auch die beiden Mühlen in Oberharmersbach
, die Paulimühle und die Lukasmühle, waren lizenziert, das Ausmahlen
vorzunehmen. Einen Monat später mußte Paulimüller Josef Lehmann
wegen „Vergehens gegen die Reichsgetreideordnung" mit sofortiger Wirkung
seine Mühle schließen (Auch eine Mühle in Zunsweier war davon betroffen).
Schwer konnte der Verstoß nicht gewesen sein, denn eine Woche später durfte

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