Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 404
(PDF, 91 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0404
Die verworrene politische Situation im Reich ließ bei den Rechten Hoffnungen
aufkommen. Als die Abrüstungsbestimmungen des Versailler Vertrages
durchgeführt werden sollten, kam es in Berlin zum Putsch.19 Die Mißerfolge
der neuen Republik blieben nicht ohne Auswirkung auch auf das Harmersbachtal
. Die staatstragenden Parteien behielten unangefochten ihre Mehrheit,
aber die Wahlbeteiligung hat bei der Reichstagswahl 1920 spürbar nachgelassen
. Während die Wahl 1919 noch 957 Wähler an die Urnen brachte, gaben
jetzt noch 757 ihre Stimme ab. Zentrum und Sozialdemokraten waren davon
betroffen, daß die Wahlbeteiligung spürbar nachgelassen hatte. Dennoch hatte
das Zentrum den Vorteil, daß es dadurch prozentual leicht zulegen konnte.20

Die Heimkehr der gefangenen Soldaten

Nicht zuletzt durch die abgeschlossenen Friedensverhandlungen war es den
noch gefangenen Soldaten möglich, nach der Kriegsgefangenschaft endlich
wieder in die Heimat zurückzukehren. Im Februar kamen Edmund Bruder,
Postbote, August Land, Fridolin Lehmann, Holdersbach, Emil Pfundstein,
Georg und Karl Schmieder, Waldhäuser, in ihren Heimatort zurück. Ein halbes
Dutzend blieb noch in der Gefangenschaft. Insgesamt sahen 35 ehemalige
Soldaten ihre Heimat wieder, aber sie brachten nicht nur Freude. Für viele
Familien, deren Väter, Söhne und Brüder immer noch auf der Vermißtenliste
geführt wurden, bedeuteten die Nachrichten der heimkehrenden Soldaten die
traurige Gewißheit, daß es für viele kein Wiedersehen mehr gab. Noch einmal
kehrten die schrecklichen Kriegstage in der Erinnerung zurück. So wurde
berichtet, daß Joseph Roth, seit 1917 bei einem Sturmangriff der Engländer
als vermißt gemeldet, in der Nähe von Cambrai gefallen war. Pfarrer Busse
notierte ihn als 75. Kriegstoten.21 Für 12 Gemeindesöhne wurde noch eine
Vermißtenliste geführt. Im Laufe des Jahres wurden sie für tot erklärt.22 Am
Ostermontag feierte die Gemeinde die Heimgekehrten. Obwohl es „Bindfäden
" regnete, waren die Häuser beflaggt und geschmückt. Die Vereine umrahmten
die Feier; in einigen Wirtschaften wurde sogar getanzt. In einer
Gedächtnisfeier am Dienstag nach dem Gottesdienst gedachte man der Toten.

Trauer und Freude lagen dicht beisammen, die Not im Alltagsleben brachte
keinen zum Übermut. So erschien angesichts des sich allmählich immer
schneller drehenden Preiskarussells das Verbot für das , .Abbrennen von Feuerwerkskörpern
" zum Jahreswechsel als selbstverständlich wie auch schon im
Februar 1920 das Verbot des Verkaufs von Fastnachtsartikeln.

Zwei Dinge findet der Chronist noch erwähnenswert: Der Monat Februar
1920 hatte fünf Sonntage (1. 2., 29. 2.), und eine Namensänderung galt ab
März: „Die Station Biberach-Zell der Schwarzwaldbahn führt vom 1. März
1920 ab die Bezeichnung: Biberach (Baden)."23

404


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0404