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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 409
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Die Zwanziger Jahre

Die Währungsreform konnte sicher nicht alle Probleme aus dem Weg räumen,
aber zumindest blieben wirtschaftliche Katastrophenmeldungen aus. Das Leben
in Oberharmersbach schien wieder in geordneten Bahnen zu verlaufen. In den
vorhandenen Aufzeichnungen findet man keine sensationellen Meldungen,
die auf schlechtere Lebensverhältnisse als zuvor hinweisen könnten. Im Vordergrund
stand wieder das kulturelle Leben der Gemeinde, das wie in früheren
Zeiten stark durch die Vereine geprägt wurde. Musikkapelle, Gesangverein
und Schwarzwaldverein zählten mit ihren Veranstaltungen zu den aktivsten.
Als Vorläufer des Sportvereins wurde ein Kraftsportverein (Schwerathlethik)
ins Leben gerufen. Zu den Höhepunkten der damaligen Jahre zählte die Errichtung
und Einweihung des Aussichtsturmes auf dem Brandenkopf und das
25jährige Jubiläum der Nebenbahn Biberach-Oberharmersbach sowie die
Vorbereitungen für das 45. Stiftungsfest des Männergesangvereins „Frohsinn
".

Oberharmersbach zählte zu jener Zeit zu den Orten mit einem stabilen Wählerverhalten
. Die Erklärung hierfür ist relativ einfach:

— In dem katholischen Ort ließen sich die Protestanten an einer Hand
abzählen.

— Neben kleineren Handwerksbetrieben, überwiegend in der Holzverarbeitung
, und verschiedenen Händlern fehlten in der Talgemeinde Industriebetriebe
. Entsprechend zahlenmäßig gering war die Arbeiterschaft.

— Die agrarische Struktur war das prägende Element in der Gemeinde, die
wegen fehlendem Durchgangsverkehr und ohne Kontakt zu größeren
Städten seit jeher im konservativen Lager zuhause war. Die Zahl der
Beschäftigten in der Landwirtschaft betrug ca. 61%. So war es nichts
Besonderes, wenn bei den Wahlen 1919—1928 das Zentrum von der
katholischen und konservativen Bevölkerung favorisiert wurde. Regelmäßig
kam die Partei zu Mehrheiten, die weit über der 70%-Marke
lagen.31

Das restliche Viertel der Wählerschaft verteilte sich auf die Sozialdemokratie
bzw. den Liberalismus. Die SPD schaffte es nur bei der Wahl zur verfassungsgebenden
Versammlung, eine zweistellige Prozentzahl zu erreichen; ansonsten
blieb es, wie auch bei der DDP und DVP, bei Ergebnissen unter der
10%-Grenze. Lediglich Splitterstimmen entfielen bei den Wahlen auf die anderen
Parteien, es konnte schon vorkommen, daß sich der eine oder andere
gar zur KPD oder in der Spätphase der 20er Jahre zur NSDAP verirrte. Das
linke Lager blieb ohne Bedeutung; auf dem rechten Flügel gelang es der
DNVP, einige Wähler zu mobilisieren. Ansonsten hatten republikfeindliche
Parteien zu keiner Zeit bedeutende Ergebnisse vorzuweisen, auch nicht zu
einer Zeit, in der die Nachwirkungen der Inflation noch zu spüren waren.32

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