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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 410
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Die Anhänglichkeit gegenüber dem Zentrum zeigte sich auch bei den beiden
Reichspräsidentenwahlen des Jahres 1925. Marx als Kandidat des Zentrums
und im zweiten Wahlgang als Sammelkandidat der demokratischen Parteien
hatte mehr als 80% hinter sich. Hindenburg als Kandidat der Rechten brachte
es lediglich zu einem Achtungserfolg.

Zu bedenken gibt auf jeden Fall die jeweilige Wahlbeteiligung. Wenn zwischen
30% und 50% der Wählerschaft von ihrem Recht der Stimmabgabe
keinen Gebrauch machen, muß nach Erklärungen gesucht werden. Man könnte
geneigt sein, die mangelhafte Wahlbeteiligung (in den 20er Jahren nie über
70%) darauf zurückzuführen, daß die NichtWähler im großen und ganzen mit
der Politik der jeweiligen Regierung einverstanden waren. Ein Teil dieser
Gruppe ist sicher dahin einzuordnen, denn eine höhere Wahlbeteiligung wirkte
sich nicht zu Lasten des Zentrums bzw. der demokratischen Parteien aus. Der
weit größere Teil dürfte wohl eher jenen zuzurechnen sein, die, immer noch in
der Traditition des Obrigkeitsstaates verhaftet, der Meinung waren, „die da
oben" werden es schon richtig machen oder von vornherein gegen den Parteienstaat
eingestellt und entsprechend anfällig für radikale Parolen waren, als die
wirtschaftlichen und sozialen Probleme überhand nahmen.

Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen

Die „stürmischen 20er Jahre" endeten abrupt. Der Bankkrach in der Wallstreet
1929, wo der sensationelle Kurssturz der spektulativ in die Höhe getriebenen
Aktien die große Depression einleitete, hatte sehr bald auch in Deutschland
seine Auswirkungen." Die oberflächlich gefestigten wirtschaftlichen
Verhältnisse zeigten rasch ihre nur spärlich ausgeprägte Belastbarkeit. Die
Wochenberichte der Arbeitsämter mit ihren beängstigenden Meldungen über
das rapide Ansteigen der Arbeitslosenzahlen rückten in den Blickpunkt der
Heimatzeitung; regelmäßig wurde darüber berichtet.

Zahlreiche Familien in Oberharmersbach bekamen die Auswirkungen der Krise
zu spüren. Neue Armut machte sich breit.34 Kündigungen wurden ausgesprochen
.35 Für die Arbeitslosen und deren Familienangehörigen brachen herbe
Zeiten an, über deren Elend man sich heute kaum eine Vorstellung machen
kann.36 Notstandsarbeiten, wie z.B. der Durchgangsweg am Kornjörglebrun-
nen, konnten nur wenig und dann auch ziemlich spät Linderung bringen.37 Da
die Holzpreise fielen — bei den Holzversteigerungen wurden z.T. gerade noch
50—60% des Anschlags erlöst — war für die Notleidenden auch von der
Gemeinde infolge ihrer leeren Kasse keine Hilfe zu erwarten. Zwangsversteigerungen
von Hofgütern gaben beredtes Zeugnis von der wirtschaftlichen
Not.38

Die politische Antwort erfolgte bei den Reichstagswahlen 1930. Schon bei der
Landtagswahl 1929 konnte die NSDAP 17 Stimmen in Oberharmersbach ver-

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