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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 421
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Zell a.H.

— Am Ende der Weimarer Republik

Wolf gang Mössinger

I. Ein noch unerforschtes Kapitel der Heimatgeschichte

„Parteihader, Pumpwirtschaft, Scheinblüte und Arbeitslosigkeit", so charakterisiert
Franz Disch in seiner Zeller Chronik von 1937 die Zeit der Weimarer
Republik nach der Inflation von 1923. Ihre Darstellung sei „einem späteren
Chronisten vorbehalten, der mehr zeitlichen Abstand zu dieser verhängnisvollen
Epoche hat und sie daher objektiver zu behandeln vermag."1 Diese Äußerung
von Disch überläßt es dem Leser, ob der Autor sich selbst für befangen
hielt oder ob Disch glaubte, aufgrund der politischen Umstände keine Aussagen
über die Zeit vor der Zerstörung der Weimarer Republik durch die Nationalsozialisten
treffen zu können. Wie dem auch sei, die Zeit scheint nun reif, diese
Epoche der Heimatgeschichte aufzuarbeiten, ja es ist höchste Zeit dazu, wenn
man zumindest einige der Zeitgenossen noch persönlich befragen will. Mehr
als ein halbes Jahrhundert später wird man auch unbefangener an die Frage
herangehen können, die alle Untersuchungen über die Weimarer Republik
beherrscht: wie war die „Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten
möglich?

Die Ereignisse in Zell folgten zumeist den Entwicklungen im Reich und im
Freistaat Baden2 mit einigen Tagen Verspätung; allerdings spielten sich in Zell
auch ganz außergewöhnliche Dinge ab, die für das Verständnis der Zeit sehr
nützlich sein können, da sie im überschaubaren lokalen Rahmen abliefen.

Diese Arbeit bemüht sich um dreierlei:

— die Ereignisse in Zell zu schildern und ihre Besonderheiten herauszustellen

— sie in den allgemeinen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmen
im Reich einzuordnen

— die individuellen Erfahrungen einiger Beteiligter in Zell zur Illustrierung
der Vorgänge zu nützen.

Neben der Befragung von 8 Personen, 5 Männern und 3 Frauen3, wurde als
Hauptquelle die Jahrgänge 1928—1933 der „Schwarzwälder Post" benutzt.
Neben dieser eher bürgerlichen, im vom Hugenberg-Konzern gelieferten überregionalen
Teil4 sogar deutsch-nationalen Heimatzeitung, gab es in der Zeit
vom Frühjahr 1932 bis zum März 1933 eine von der KPD-Ortsgruppe herausgegebene
Zeitung, den „Roten Besen", von dem leider nur noch zwei Nummern
im Stadtarchiv aufbewahrt werden.5

Außerdem wurden im Stadtarchiv die Protokollbücher der Gemeinderats- und
Bürgerausschußsitzungen sowie die Niederschriften über die verschiedenen

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