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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 423
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1925 gaben die Männer ihre Stimme im Rathaussaal, die Frauen hingegen in
der Ratskanzlei ab." Dabei ergaben sich folgende Verhältnisse (Anteil der
Männerstimmen = 100):

Der Zentrumskandidat Wilhelm Marx war also der einzige, der seinen Anteil
durch die Frauenstimmen erhöhen konnte. Alle anderen Kandidaten erreichten
bei den Frauen einen geringeren Anteil als bei den Männern.

Die zweite Neuerung im Wahlsystem war die Einführung des reinen Verhältniswahlrechts
über das gesamte Reichsgebiet. Im Kaiserreich gab es die sog.
„Einerwahlkreise", d.h. in jedem Wahlkreis wurde je ein Kandidat gewählt,
der im 1. Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen mußte; gelang
dies keinem der Kandidaten, so wurden Stichwahlen durchgeführt, bei
der dann die relative Mehrheit genügte. Durch das Verhältniswahlrecht mußten
nun alle Parteien ihre Propaganda auch auf die Gebiete erweitern, wo sie bisher
immer hoffnungslos unterlegen waren, da man keine Stimmen mehr aus
taktischen Erwägungen abgab, sondern der Partei seiner Wahl die Stimme
gab. Diese Ausdehnung aller Parteien über das ganze Reich brauchte zwar
eine gewisse Anlaufzeit, aber schon bei der Reichstagswahl 1920 waren in Zell
alle Parteien präsent. Insbesondere die DNVP bemühte sich um die Minderheit
der 7% Evangelischen.12 In Zell unterhielten außer dem Zentrum noch
die SPD, die KPD und die DDP, ab 1930 auch die NSDAP eigene Ortsgruppen.

Über die Auswirkungen dieses Wahlsystems wurde von den Zeitgenossen heftig
geklagt. Dabei richtete sich ihre Kritik nicht nur auf die Zahl der Parteien,
1928 wurden in Zell für 17 verschiedene Parteien Stimmen abgegeben, sondern
auch auf die Anonymität der Kandidaten.13 Das Reichsgebiet war in 36
Wahlkreise aufgeteilt, wobei der Freistaat Baden den 32. darstellte. Die Parteien
stellten innerhalb der Wahlkreise Listen auf. Dabei errangen dann die
jeweiligen Spitzenkandidaten die Reichstagsmandate; diese Listenführer
kämpften vor allem in den größeren Städten und fühlten sich selten für einen
bestimmten Amtsbezirk zuständig; sehr oft waren es auch Kandidaten, die in
Berlin ansässig waren und nur aus Baden stammten. Das Zentrum entsandte
immer fünf oder sechs Abgeordnete; die Zahl der badischen SPD-Abgeordneten
betrug zwei oder drei, der KPD einer oder zwei. Hinzu kamen meist je ein
Abgeordneter der DDP, DVP und DNVP, bis ab 1930 die NSDAP deren Anteile
übernahm und 1932 erheblich steigerte.

Wilhelm Marx (Zentrum):
Otto Braun (SPD):
Kurt Jarres (DNVP und DVP):
Ernst Thälmann (KPD):
Willy Hellpach (DDP):

144

77
76
76
45

423


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