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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 432
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bischof Fritz in Zell: die späteren oder aktuellen Minister Baumgartner und
Schmitt sowie der Landesvorsitzende Schofer nahmen an den Feierstunden in
der Wallfahrtskirche teil.

Fünfeinhalb Jahre später erlebte Zell wiederum einen prominenten Besucher,
den neuen nationalsozialistischen Ministerpräsidenten Walter Köhler, der am
31. 10. 33 zu einer Großkundgebung nach Zell anläßlich der Volksabstimmung
über den Austritt aus dem Völkerbund und der gleichgeschalteten
Reichstagswahl kam. Für Zeitgenossen muß der Kontrast der beiden Aufzüge
innerhalb weniger Jahre symbolhaft gewesen sein: 1928 leitete das Organisationskomitee
Stadtpfarrer Dr. Peter; den Festzug in die Wallfahrtskirche
führten die katholischen Vereine an, gefolgt von zwei Studentenverbindungen
„Brisgovia" und „Hercynia" aus Freiburg und schließlich dem Gemeinderat
„in corpore". Wer 1933 das Sagen hatte, zeigte die Reihenfolge im Festzug
vom Rathaus zur Turnhalle für Walter Köhler: die national-sozialistischen
Organisationen zogen voran, einschließlich des inzwischen gleichgeschalteten
Gemeinderats; die katholischen Vereine folgten gezwungenermaßen.41

///. Der Einbruch der Krise — die wirtschaftliche Lage und ihre politischen
Auswirkungen

Bestandsaufnahme 1925

Im Juni 1925 führte das Deutsche Reich eine Volkszählung durch. In Zell wurden
20 Zähler mit der Erfassung der Einwohnerzahl, der Gebäude, Haushaltungen
und Betriebsgrößen beauftragt.42 Die Ergebnisse wurden 1927 veröffentlicht
in verschiedenen Schriften des Badischen Statistischen Landesamtes
.43 Dabei ergab sich für Zell folgendes Bild:

Einwohner: männl. weibl. bis 6 Jahre 6—14 14—21 21—50 50—70 ü. 70

2055 927 1128 235 246 286 807 395 86

über 35 % der Bevölkerung waren also jünger als 21 Jahre!

1101 Einwohner waren ledig, 803 verheiratet, 151 verwitwet und 3 geschieden.

1893 Einwohner d.h. 93% waren katholisch, 158 evangelisch, 3 israelitisch
und 1 Sonstiger. 536 Haushaltungen lebten in 271 Wohngebäuden. Von 303
landwirtschaftlichen Betrieben besaß nur einer mehr als 10 ha. 40 waren noch
größer als 2 ha; 262, d.h 86% mußten sich mit weniger als 2 ha begnügen. Bei
der Zählung von 1933 lebten nur 15,9% der Bevölkerung von der Landwirtschaft44
, eine Zahl, die 1925 nicht wesentlich höher gewesen sein dürfte (zum
Vergleich: in Oberharmersbach waren es 61,3%, im Amtsbezirk Offenburg,
zu dem Zell bis 1935 gehörte, noch 32%).

Die Betriebszählung bei der Firma Schmider ergab eine Beschäftigtenzahl von
398, davon 122 Frauen; gemessen an dieser Zahl war sie die zweitgrößte

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