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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 435
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das Service „Rheingold" hinzu kam und alle bereits fertiggestellten Waren
einschließlich der Muster und Schablonen vernichtet werden mußten, bedeutete
dies den Anfang der Krise.

Erstmals sichtbar wurde diese, als die „Schwarzwälder Post" am 4. 1.31 meldete
, daß 14 kaufmännischen und technischen Angestellten vorsorglich „wegen
schlechten Geschäftsganges" gekündigt wurde. Im August 1931 stellte die Firma
den Antrag, die Obere Fabrik, d.h. die Porzellanfabrik, zu schließen, was
das zuständige Bezirksamt genehmigen mußte. Auf den 11. September 1931
wurden 153 Arbeiterinnen und Arbeiter erwerbslos. Das Zeller Stadtarchiv51
bewahrt die verzweifelten Briefe noch auf, die damals vom Firmeninhaber
Georg Schmider und vom Zeller Bürgermeister Dr. Schumann nach Karlsruhe
und Berlin gingen. An direkte Unterstützungen war aber angesichts der Haushaltslage
im Reich und in Baden nicht zu denken. So beschränkten sich die
beiden Bittsteller auf einen Appell an die badische Solidarität: der badische
Innen- und Finanzminister möge die Behörden und die Gastronomie anweisen
, nur badisches Geschirr zu kaufen. Dies würde die Absatzchancen der Firma
wesentlich verbessern, da sie die einzige derartige Fabrik im Freistaat
Baden war. Die Antwort war ausweichend: Formal seien die Behörden
gezwungen, das jeweils billigste Angebot zu berücksichtigen — ein Seitenhieb
auf die Preisgestaltung der Firma —, und auf die private Gastronomie habe
man ohnehin keinen Einfluß. Immerhin wollte man die Behörden noch einmal
auf die Not der Firma hinweisen. Am 7. April 1932 kündigte die Firma den
Beamten und Angestellten und erklärte den schlechten Geschäftsgang folgendermaßen
: aufgrund des Rückganges des Ausfuhrhandels und der geschwundenen
Kaufkraft im Innern setzte eine ruinöse Preisunterbietung ein. Die Firma
arbeitete auf Lager und ist auch nicht in der Lage, die hohen Außenstände
einzutreiben. Die staatlichen Unterstützungen kämen leider nur den Großkonzernen
zugute.

Am 10. September sollte nun eine vollständige Betriebsstillegung eintreten.
Aufgrund der Zollschranken und der Einfuhrbeschränkungen, wie sie insbesondere
die Schweiz verhängt habe, sei die Marktlage noch schlechter
geworden.

Nun reagierte die Belegschaft: in einer Versammlung beschloß sie, einem
20%igen Lohnabzug zuzustimmen. „Man war sich bewußt, was für harte einschneidende
Verschlechterung in der Lebenshaltung jedes einzelnen dieser Abzug
mit sich bringen mußte, zudem bei einzelnen Sparten erhebliche Kurzarbeit
die Verdienste sowieso stark schmälert. Die Belegschaft war sich aber in
ihrer Mehrheit einig, daß man der momentanen finanziellen Lage des Betriebes
, hervorgerufen durch die allgemeinen schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse
Rechnung tragen mußte, um den Betrieb in heutiger Zeit nicht zum Erliegen
zu bringen. Außerordentliche Verhältnisse erfordern eben außergewöhnliche
Maßnahmen, die bei wieder normalen Zeiten einer Korrektur zu unter-

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