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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 449
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72 Pfg. und auf den Gewerbeertrag 430 Pfg. Damit schrieb die Stadt den
„normalen" Haushalt von 1928 fort.

Aber die „normalen" Zeiten galten bald nicht mehr. Am 28. 2. 29 teilte Bürgermeister
Schäfer dem Gemeinderat mit, daß das Reich anstatt der veranschlagten
61000,— Mark, wie es 1928 noch galt, nur noch 15626,— Mark an
die Stadt überweisen wird. Bei der Haushaltsberatung für 1930 spitzte sich die
Lage noch weiter zu.66 Hatte die Stadt 1926 23275,— Mark Reichszuschüsse
erhalten (veranschlagt waren 19400,— Mark), 1927 gar 60590,— Mark (veranschlagt
: 48000,— Mark), so blieb die tatsächliche Zahlung 1928 schon
knapp hinter dem Voranschlag zurück (44295,— Mark gegenüber 44500,—
Mark). Für 1929 mußte die Stadt sogar 18569,— Mark zurücküberweisen. Da
außerdem der Holzerlös um 4000,— Mark hinter den Erwartungen zurückblieb
, kamen zu dem bereits einkalkulierten Fehlbetrag von 30000,— Mark
weitere 40000,— Mark hinzu. Würde die Gemeinde den neuen Fehlbetrag von
70000,— Mark umlegen, so müßte sie die Hebesätze für das Betriebsvermögen
um 120% auf 64 Pfg., für das Grundvermögen um 137% auf 171 Pfg. und
für den Gewerbeertrag ebenfalls um 137% auf 1020 Pfg. erhöhen. Da dies
aber dem Handel und Gewerbe nicht zumutbar ist, wird die Stadt zunächst
7800,— Mark Ausgaben kürzen, und zwar wird der Zuschuß an die Elektrizitätskasse
um 5000,— Mark und die persönlichen Aufwendungen der Verwaltung
um 2800,— Mark gekürzt. Außerdem wird ein außerordentlicher Holzhieb
durchgeführt, der 24000,— Mark einbringen soll. Dieser Posten war sehr
risikoreich und wird in späteren kommunalpolitischen Auseinandersetzungen
noch eine Rolle spielen. Zunächst konnte damit aber die Umlageerhöhung auf
24% beim Betriebs- und beim Grundvermögen auf 36 % bzw. 90 Pfg. und auf
55% beim Gewerbeertrag (auf 670 Pfg.) begrenzt werden.67

Der Gemeinderat stimmte dem Haushalt zwar zu; aber der Bürgerausschuß
lehnte ihn mit 33 gegen 18 Stimmen zweimal ab.68 Dagegen stimmte die Mehrheit
der Bürgerlichen Wahlvereinigung und der Unparteilichen Wählervereinigung
; dafür die SPD, die KPD und eine bürgerliche Minderheit um Gustav
Zapf. Der Haushalt wurde danach vom Bezirksamt im Zuge der Notverordnung
in Kraft gesetzt. Darauf spekulierte wohl die Mehrheit des Bürgerausschusses
: man hatte zwar standhaft mit „Nein" gestimmt, brauchte sich aber
nicht um einen neuen Haushaltsentwurf zu kümmern.

In der Folge wogte nun der Kampf um die notwendigen Einsparungen. Besonders
beliebtes Angriffsobjekt waren die Gemeindebeamten. Die Auseinandersetzungen
um ihre Gehälter bestimmte den Kommunalwahlkampf von 1930.
Weitere Notverordnungen gaben der Gemeinde das Recht, zusätzliche Steuern
einzuführen. Weigerte sie sich, so wurde sie entsprechend vom Bezirksamt
angewiesen. Auf diesem Weg wurde ab dem 1. Mai 1931 in Zell eine Bürger-

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