http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0460
Heimatkunde in unseren Schulen
Der historische Verein leistet schon immer eine wertvolle Hilfe für Schule,
Lehrer und Schüler
Kurt Klein
Wir erinnern uns noch gut an jene Zeit, da in den sechziger Jahren durch eine
fast ideologische Bildungskonzeption, im Zuge einer nahezu euphorischen
Übernahme uns fremden Gedankengutes, aber auch in der Abkehr von den
traditionellen, den Menschen formenden Wertmaßstäben, die Heimatkunde
und damit die Heimatgeschichte nach und nach aus den Schulen, aus den
Lehrplänen verdrängt wurde. Zwar hatte man sich nach den Kriegs- und
Nachkriegsjahren aus Überzeugung den Kräften zugewandt, die in der heimatlichen
Umwelt verankert waren und im Rahmen einer ganzheitlichen Bildung
aus dem Alltag und damit auch aus dem Schulunterricht nicht wegzudenken
waren. Selbst bei den zahlreichen Schulneubauten orientierte man sich bei der
künstlerischen Ausgestaltung bzw. Ausschmückung an ortsgebundenen Motiven
. Dann aber kam eine gewisse Geringschätzung für all das, was mit dem
Begriff Heimat umschrieben werden konnte, ein Lächeln für all jene, die in
der Heimatkunde mehr sahen als nur ein Unterrichtsfach.
Doch die von ihrer Aufgabe beseelten Heimatkundler beugten sich nicht der
aktuellen Zeitströmung, den modischen Sirenenklängen, sondern blieben ihrem
Auftrag treu, den Mitmenschen weiterhin das Wissen um die Vergangenheit
und die alle Veränderungen überdauernden örtlichen Besonderheiten in Wort
und Schrift zu vermitteln. Dabei kam dem Historischen Verein für Mittelbaden
als dem einigenden Band, dem Zusammenschluß der Heimat- und Geschichtsfreunde
die besondere Bedeutung zu, das Geschichtsbewußtsein am Leben zu
erhalten. Es sei nicht vergessen, daß es auch viele Schulmänner waren, die sich
von dieser Verpflichtung angesprochen fühlten.
Jetzt tauchen Namen auf wie Karl Jörger, Hermann Fautz, Gottlob Schlörer,
Wilhelm Gräßlin, Wilhelm Schadt, Hans Heid, Otto Kähni, Wilhelm Mechler,
Karl May und Emil Baader, um nur einige stellvertretend aus dem großen Kreis
der verdienstvollen Heimatkundler anzuführen, die das Licht in die Zukunft
trugen, um es dann in jüngere Hände zu legen. Immer wieder drang der Ruf
des Historischen Vereins an die Kultusverwaltung, an die Politiker, der Heimatkunde
, der regionalen Geschichte, die Schultüre wieder mehr zu öffnen.
Dann folgte eine Zeit der Rückbesinnung auf die eigenen Werte, und von
erhöhter Stelle wurde wieder die Forderung nach mehr „Heimatbezug" im
Unterricht der Schulen laut. Dieser Hinweis klang nach einer Rechtfertigung
und Bestätigung für die älteren Lehrkräfte, die in ihren Ansichten nicht nur
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