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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 489
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0489
er sich nicht. Hansjakobs Argumente für eine
relative Intoleranz der kath. Kirche sind heute
allerdings nicht mehr vertretbar.
Als Pfarrer besonders von St. Martin in Freiburg
beschränkte sich seine Tätigkeit nicht
bloß auf die Sakristei und Seelsorge; er hatte
auch zahlreiche bauliche Aufgaben, mit denen
er sich mit Hilfe seiner 4 Kapläne beschäftigen
mußte. So hatte er die von seinem Vorgänger
begonnene Entbarockisierung seiner Pfarrkirche
St. Martin und ihre Neugestaltung vollendet
, ließ das Pfarrhaus umbauen, in dessen untere
Front Läden eingebaut wurden und den
Glockenturm errichten. Bei der Durchführung
dieser Arbeiten stieß der wenig untertänige
Pfarrer allerdings immer wieder mit dem
kirchlichen Behördenapparat zusammen (Hermann
Brommer).

Aber Hansjakob kannte auch die Nöte der
kleinen Leute und die Einbildung der Großen.
In seinen Schriften trat er ein für die Rechte
des einfachen Volkes, für Demokratie. Entschieden
wendete er sich, eine Seltenheit damals
, gegen den Militarismus, gegen Kriegsrüstungen
, gegen preußischen Offiziershochmut
und setzte sich ein für Pazifismus (Manfred
Hildenbrand). Daher rührte auch sein gutes
Verhältnis zu dem sozialdemokratischen Offenburger
Abgeordneten Adolf Geck und seiner
Frau Marie Geck (Erwin Dittler) her.
Doch seine eigentliche Welt war die der Kinzigtäler
Bauern. Die kannte er von Jugend auf,
von ihren Nöten und Sorgen erfuhr er auf seinen
Wanderungen im Schwarzwald, durch seine
Berichterstatter, dank seiner Fähigkeit zuzuhören
. Die Rolle, die die bäuerliche Welt in den
Werken Hansjakobs spielt, hat Dieter Kauß eingehend
in seinem Beitrag beschrieben. Weil es
Hansjakob darum ging, diese Welt zu bewahren
, innerlich zu festigen und ihr Selbstvertrauen
zu heben, setzte er sich für die Erhaltung der
alten Trachten ein (Manfred Hildenbrand).
Noch zahlreiche andere Themen werden angesprochen
: Hansjakob und die Salpeterer (Thomas
Lehner), Hansjakob und Guardini (Werner
Scheurer), sein Verhältnis zu den Kapuzinern
(Waltraud Remusch) und den Sympathiedoktoren
(Maria Schaettgen), aber auch seine vielfältigen
Beziehungen zu seinen Illustratoren
Hasemann und Liebich (Werner Liebich). Einen
kurzen Überblick über Hansjakobs Leben und
Werk gibt Manfred Hildenbrand. Kurt Klein
beleuchtet schließlich noch die Aktualität des

Haslacher Schriftstellers. Was man in der Festschrift
vermißt, ist eine literarhistorische
Würdigung des Hansjakobschen Werkes. Er war
ein Volksschriftsteller. Seine geschichtlichen
Romane wirken manchmal blaß, seine Reisebücher
sind mit viel Kleinkram belastet, und
seine besinnlichen Schriften enthalten viele
Abschweifungen, aber seine „Wilden Kirschen
", seine „Schneeballen", sein „Bauernblut
" usw. finden wegen der Echtheit der Gestalten
und der lebendigen Darstellung immer
noch begeisterte Leser, während die Werke gefeierter
Männer seiner Zeit wie die von Viktor
von Scheffel oder auch die von Berthold Auerbach
weitgehend vergessen sind. So sei den
Mitarbeitern der Festschrift gedankt für ihr
anregendes gediegenes Werk über den großen
Haslacher, der, ähnlich dem Schwarzwälder
Schinken, außen schwarz, aber innen rot war.

H. Sehn.

Klaus Hoggenmüller — Wolfgang Hug, Die
Leute auf dem Schwarzwald. Alltagsgeschichte
des Schwarzwalds zwischen bäuerlicher Tradition
und industrieller Entwicklung.

K. Theiss-Verlag, Stuttgart 1987, 248 Seiten.
Zwei gute Kenner des Südschwarzwalds haben
hier eine Monographie über die Alltagsgeschichte
des Schwarzwalds zwischen bäuerlicher
Tradition und industrieller Entwicklung
vorgelegt. Dabei widmeten sie etwa ein Drittel
des Buches den natürlichen Lebensgrundlagen
und dem bäuerlichen Leben. Es folgt die
gewerbliche Entwicklung, insbes. der Stroh-
flechterei, der Uhrenmacherei und der Glasfertigung
. Verschiedenste Gesichtspunkte und
Problemkreise der Heimarbeit bilden einen
weiteren Schwerpunkt des Buches, ehe dieses
mit der Betrachtung der Industrialisierung ausklingt
.

Wichtigstes und wertvollstes Kennzeichen dieses
Buches ist die flüssig geschriebene thematische
Darstellung, kombiniert mit überaus eindrucksvollen
Belegen aus verschiedensten
Quellen. Da diese Texte gleichermaßen die beste
Illustration dieses Buches sind, ist die vorliegende
bildliche Ausstattung durchaus genügend
.

Was für Kenner des mittleren und nördlichen
Schwarzwalds aber geradezu als ein Stein des
Anstoßes in diesem Buch wirken kann, ist die
totale Negierung dieses Bereiches in der Dar-

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