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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 493
(PDF, 91 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0493
die Nachkriegsnot überwunden hat, wie das
Gemeindeleben wieder aufgebaut wurde und
das kulturelle Leben neu erwachte, wie dann
der Aufstieg begann und das Wirtschaftswunder
zur Ausdehnung der Gemeinde, zur Vergrößerung
der Bevölkerung und zum Wachstum
der Wirtschaft führte: aber es wird auch
schon darauf hingewiesen, daß dieses Wachstum
seine Grenzen hat.

Daraus ergibt sich die Frage, wie kam das alles
. Damit beschäftigt sich das 2. Kapitel
(1914—1945), das Ortenberg im 1. Weltkrieg,
in der Zeit der Weimarer Republik und schließlich
in der Zeit des III. Reiches und II. Weltkrieges
beschreibt. Der nächste Schritt führt in
die Zeit vor 1914 (1850—1914), der zunächst
das dörfliche Leben in dieser Zeit, die Bräuche
, aber auch den Aberglauben untersucht,
eine Welt, die durch die Entwicklung der Technik
und Industrie sowie den Einbruch des Liberalismus
erschüttert wird. Das IV. Kapitel
(1806—1850), zeigt wie die Gemeinde in den
badischen Staat hineinwächst, wie die Reformen
die überkommenen Strukturen verändern
, aber auch die wirtschaftliche Notlage,
die viele zur Auswanderung zwingen. Während
Ortenberg bis dahin eben ein Dorf war wie viele
anderen, berichtet das V. Kapitel (1714—1806)
von seiner ehemaligen großen Zeit, als es noch
Sitz der Landvogtei Ortenau wie auch eines seiner
Gerichte war. In einer eingehenden Schilderung
wird das Leben, Denken und Wirtschaften
in jenen Jahren beschrieben und ihre
Erschütterung durch die Reformen der Aufklärung
und die Französische Revolution. Das
folgende VI. Kapitel (1681—1714) zeigt das
Schicksal des Dorfes in den Eroberungskriegen
Ludwigs XIV. und des 30jährigen Krieges, das
folgende (1550—1618) die Lage des Dorfes vor
diesem Krieg, schließlich das VIII. (1300—1500)
wie sich das Dorf, das ursprünglich den Namen
Dottenweiler führte, herausgebildet hat.
Damit ist die Darstellung bereits zu ihrem Ende
gekommen. Da von der Frühzeit nicht viel Genaues
bekannt ist, gibt der Verfasser diesem
Kapitel die Überschrift: Spurensicherung und
Mutmaßungen über die frühe Zeit. Die Bedeutung
des Werkes liegt jedoch nicht nur darin,
daß der geschichtliche Stoff einmal im Rückwärtsschreiten
dargeboten wird, sondern in der
Gestaltung. Jeder Abschnitt gibt ein durch reiche
Quellenwiedergabe und umfangreiches Bildmaterial
veranschaulichtes Bild eines Zeitabschnitts
. Es ist erstaunlich, wie fündig in dieser
Hinsicht der Verfasser geworden ist. Es sei nur
verwiesen auf die Berichte von den in Ortenberg
durchgeführten Hexenprozessen. Die
Sprache ist klar und unkompliziert und damit
für jedermann verständlich. Strittige Fragen
beschäftigen den Verfasser weniger, aber er
weist den Leser durch Fragen darauf hin und
gibt ihm die Möglichkeit, sich selbst ein Urteil
zu bilden.

Doch bietet das Werk nicht nur den Ortenbergern
eine zuverlässige Geschichte ihres Heimatdorfes
, es enthält auch viele Denkanstöße
für jeden, der sich mit der Geschichte eines anderen
Ortenaudorfes befaßt, vor allem für jene
Gemeinden, die ehemals zur Landvogtei Ortenau
gehörten. Dieses eigenartige staatsrechtliche
Gebilde, über das der Kaiser und der von
ihm eingesetzte Landvogt unumschränkt
herrschten, hatte bis zur Verlegung nach Offenburg
seinen Verwaltungsmittelpunkt auf
Schloß Ortenberg. Hier tagte das Hofgericht,
die letzte Rechtsinstanz der Herrschaft. Hier
wurden die Hexenprozesse vor dem berüchtigten
Hexenstuhl geführt. Ebenso erfährt der Interessierte
Genaueres über die Rechte und die
Zuständigkeit sowie die Organisation eines der
Gerichte der Landvogtei.
Alles in allem: ein eigenartig angelegtes, umfassendes
Werk.

H. Sehn.

Hans-Martin Pillin, Oberkirch. Die Geschichte
der Stadt vom Ende des Ersten Weltkrieges bis
zur 650-Jahr-Feier der Stadtrechtsverleihung
1919—1976, Oberkirch o.J. (1987)

Im letzten Teil seiner auf 3 Bände konzipierten
Geschichte der Stadt Oberkirch geht Hans-
Martin Pillin von seiner bisherigen Methode
ab, die Ereignisse unter bestimmten Gesichtspunkten
in Längsschnitten zu ordnen, und gibt
dem kontinuierlichen Bericht den Vorzug. Er
tut dies aus guten Gründen, denn zu sehr bedingen
alle Erscheinungsformen des kommunalpolitischen
Lebens einander, als daß man
sie isoliert betrachten könnte.
Die großen Bereiche sind vorgegeben: Weimarer
Republik, Nationalsozialistische Diktatur,
Besatzungszeit, Bundesrepublik; was der Verfasser
herausarbeitet, ist die besondere, hier
kleinstädtische Ausgestaltung der großen Politik
, die z.T. auch der allgemeinen Entwicklung

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