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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 69
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fünfzehn Meter tief in die würmeiszeitliche Terrasse eingeschnitten; dadurch
entstanden hohe, relativ steile Böschungen, die sich der Mensch
zunutze machte, indem er sie für seine Befestigungsanlage quasi als natürlichen
Befestigungsgraben verwendete und künstlich steiler gestaltete.

An der oberen Kante dieser Böschung führte man eine Befestigungsmauer
entlang, die heute nur noch in spärlichen Resten als Wall erkennbar ist. Diese
Befestigungslinie hat eine Gesamtlänge von etwa 6 km (!) und umfaßt ein
riesiges Areal von fast 200 Hektar. Im östlichen Teil der Anlage fehlte ein
natürlicher Schutz, da die Schotterterrasse dort flacher weiterläuft. Dort
war es nötig, einen künstlichen Graben von etwa 700 m Länge in Nord-Süd-
Richtung zu ziehen, hinter dem sich ebenfalls eine Mauer (als Variante der
sog. Murus-Gallicus-Technik als erdgefülltes Holzkastenwerk mit einer Außenfront
aus trocken gesetzten großen Steinblöcken) erhob.2

Schon 1815 hat der Naturphilosoph Lorenz Oken (geboren in Bohlsbach bei
Offenburg) diese Überreste mit einem Ortsnamen identifiziert, der uns an
einer Stelle in der antiken Literatur überliefert ist. Claudius Ptolemaios3,
ein griechischer Gelehrter in Alexandria (Ägypten), führte in seiner „Geographie
" (eigentlich: Geographike hyphegesis = „Einführung ins Kartenzeichnen
") im 2. Jh. nach Chr. eine Liste von poleis („Städten") auf und
gab ihre ungefähre Lage an. Schon lange hatte die Forschung bemerkt, daß
Ptolemaios offenbar viel ältere Quellen aus der vorchristlichen Zeit (späte
Römische Republik und frühe Kaiserzeit) verwendet hatte. So tauchen in
seiner Liste keltische Ortsnamen auf, die sich mit sogenannten Oppida (befestigten
stadtartigen Großsiedlungen) in Mitteleuropa identifizieren ließen.
Derartige Oppida finden sich überall im Mittelgebirgsbereich zwischen
Frankreich und Luxemburg im Westen, Hessen und Thüringen im Norden,
Böhmen, Mähren und Ungarn im Osten und den Alpen und dem Schweizer
Jura im Süden; sie umschreiben mit ihrer Verbreitung etwa das spätkeltische
(spätlatenezeitliche) Siedlungsgebiet im 2. und 1. Jh. v. Chr. Bekannte
Beispiele sind etwa Bibracte, Alesia und Gergovia in Frankreich, die auch
durch Caius Julius Caesar in seinen Büchern über den Gallischen Krieg
überliefert sind. In der Schweiz gab es u. a. in Basel4, Genf und Bern solche
Großsiedlungen. Bekannte Beispiele in Deutschland sind etwa der sog.
„Hunnenring" von Otzenhausen5, der Dünsberg6 und das Heidetränk-
Oppidum7 in Hessen, Manching8 und Kelheim9 in Bayern; in Baden-
Württemberg sind die Oppida Finsterlohr 10 (bei Creglingen im Taubergebiet
), der Heidengraben bei Grabenstetten 11 (auf der Schwäbischen Alb bei
Urach), Altenburg-Rheinau12 (am Hochrhein bei Schaffhausefi) und die
beschriebene Anlage bei Kirchzarten13 zu nennen. Hinzu kommen im engeren
Breisgau noch die kleineren befestigten Siedlungen auf dem Limberg
bei Sasbach14 (an der nordwestlichen Ecke des Kaiserstuhls), der „Kegelriß
" bei Ehrenstetten a (südlich von Freiburg) und der „Münsterberg" von
Breisach16.

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