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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 71
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0071
Von den aufgezählten Anlagen in Baden-Württemberg kennen wir ihren antiken
, keltischen Namen nicht — mit Ausnahme der Siedlung bei Kirchzarten
! Ptolemaios 17 nennt eine „Stadt" mit Namen , Tarodounon", keltisch
wäre das , Tarodunum". Oken hat 1815 diese Textstelle erstmals mit unserer
Wallanlage in Verbindung gebracht; Julius Leichtlen hat 1818 gezeigt, daß
sich der heutige Ortsname Zarten (etwa im Jahre 765 in einer frühmittelalterlichen
Urkunde als ,,Zarduna" genannt) in direkter Folge aus dem
keltischen Namen ,,Tarodunum" herleitet. Die Veränderung des Namens
erfolgte in Stufen nach bestimmten Lautgesetzen, der sprachgeschichtliche
Zusammenhang ist eindeutig.

Mit dieser Gleichsetzung war natürlich viel erreicht, doch blieben einige
Rätsel. Die Befestigung war nun bekannt, doch wollte sich die zu erwartende
große Siedlung mit dem zugehörigen typischen Fundmaterial nicht feststellen
lassen. Einige Grabungsschnitte im Wall und zahlreiche Begehungen
konnten nur Einzelfunde und einige römische und steinzeitliche Fundstellen
ausmachen. Die Anlage einer neuen Wohnsiedlung, einige kleinere Baustellen
, zuletzt noch die neue Trassierung der Bundesstraße 31 längs durch die
gesamte Befestigungsanlage, die Verlegung der Bahnlinie usw. wurden genauestens
kontrolliert und überwacht. Außer wenigen, kaum zu datierenden
Scherben zeigten sich trotz dieses Schnittes durch die gesamte Anlage keine
Siedlungsspuren. Begehungen des Verfassers seit 1985 unterstützten diese
Ergebnisse.

Schon vorher war verschiedentlich 18 spekuliert worden, die Anlage stelle
nur ein Refugium, eine „Fliehburg" dar; die Kelten hätten nur in der
Oberrheinebene gesiedelt und sich bei Gefahr in ihre Befestigung in den
Talkessel zurückgezogen. Diese Theorie war aus reiner Verlegenheit und
Beweisnot geboren; schon die ersten Begehungsergebnisse von 1986 erbrachten
Indizien für steinzeitliche, spätkeltische und römische Fundplätze
im Dreisamtal, im Winter 1986/87 verdichteten sich diese Befunde. Die
Theorie, im Dreisamtal gäbe es keine spätkeltische Besiedlung, wurde immer
fragwürdiger; im März / April 1987 wurde sie durch die Auffindung eines
großen Siedlungsareals bei der Ortschaft Zarten, etwa 800 m westlich
der Befestigung, endgültig widerlegt.

Die Begehungen der folgenden Jahre ergaben eine relativ dichte Fundstreuung
von etwa 12 Hektar Ausdehnung, die als dichtbesiedelter Kernbereich
anzusehen ist. Etliche weitere Hektar ergaben dünnere Fundstreuungen, so
daß sich die Siedlung zur Befestigung hin noch weiter ausdehnte.

Die Kelten hatten für ihre Siedlung eine ähnliche, jedoch etwas zentraler gelegene
(eiszeitliche) Terrassenfläche nahe der Dreisam gewählt; dort lag die
Siedlung hochwassersicher im Mittelbereich des Zartener Beckens.

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