Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 72
(PDF, 137 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0072
Unter den Keramikfunden der Siedlung fielen zunächst die stark verwitterten
römischen Amphorenscherben auf; sie stammen von frühen Weinamphoren
, die noch während der späten Römischen Republik (vor etwa 50 v.
Chr.) in Mittelitalien hergestellt worden waren (sog. Typ ,,Dressel I A").
Dort wuchs auch der Wein, der in ihnen transportiert wurde; die gefüllten
Amphoren hat man etwa in Neapel auf Hochseeschiffe verladen und übers
Mittelmeer nach Marseille (Massalia) gebracht, wie wir aus römischen
Schriftquellen wissen. In Marseille lud man sie auf Flußboote um und
transportierte sie so (kostengünstiger als der Landtransport) auf der Rhone
und Saöne nach Norden. Etwa im Bereich des keltischen Epomanduodurum
(dem heutigen Mandeure) wurden die Weinamphoren dann auf Karren geladen
und durch die Burgundische Pforte an den Oberrhein gebracht, den sie
bei Basel oder Breisach erreichten. Gleichartige Amphorenscherben fand
man in Frankreich sehr häufig, nach Nordosten hin nimmt ihre Anzahl
langsam ab. In den spätkeltischen Siedlungen von Basel (Alte Gasfabrik,
auf dem heutigen Sandoz-Areal) und Breisach-Hochstetten wurden sie in
großer Zahl gefunden; auch in Altenburg-Rheinau am Hochrhein kommen
sie vor. Die großen Mengen von Amphorenscherben verdeutlichen die weiten
Handelsbeziehungen; die Bewohner von Tarodunum haben offenbar
große Mengen des mittelitalienischen Weins konsumiert. Was sie den römischen
Händlern im Gegenzug zu bieten hatten, wissen wir nicht. Vielleicht
handelte es sich um Erzeugnisse der Viehwirtschaft, um Felle, um eingehandelten
Bernstein (?), im Einzelfall waren vielleicht auch Sklaven dabei.
Genaueres wissen wir nicht. Solche „Güter" sind durch archäologische
Funde wegen ihrer schlechten Erhaltbarkeit kaum nachweisbar und würden
uns auch nicht zeigen, woher sie stammen und auf welchem Wege sie nach
Südfrankreich oder Italien kamen. Die römischen Schriftsteller berichten
uns wenig darüber, da dieser Handel alltäglich und für sie nicht mehr erwähnenswert
war.

Die weiteren, einheimischen Keramikfunde von Kirchzarten sind meistens
wegen des aggressiven Bodens und der intensiven Landwirtschaft klein zer-
scherbt und sehr stark verwittert. Es ist jedenfalls dickwandige Grobkeramik
und dünne, scheibengedrehte, manchmal noch matt glänzende
Feinkeramik vertreten. Die Grobkeramik ist vereinzelt mit Eindrücken oder
Kammstrich verziert.

Ein weiteres Indiz für den Fernhandel der Siedlung bieten etwa 25 kleine,
silbrig-graue Tonscherben. Sie stammen von der sog. „Graphittonware"; sie
sind aus einer Tonmasse hergestellt, die mit Graphit vermischt ist. Diese
Technik machte die Gefäße u. a. feuerfester und zum Kochen geeignet
(noch heute werden manche Schmelztiegel aus Graphit hergestellt!). Das
dafür benötigte Rohmaterial Graphit ist relativ selten und auf bestimmte Lagerstättenbereiche
beschränkt. Sie finden sich in der Gegend von Passau

72


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0072