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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 102
(PDF, 137 MB)
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worden. Teilweise dürften solche Sammel- oder Mischfaszikel auch erst im
GLA hergestellt worden sein.4

Bei der Neuverzeichnung des Bestands wurde versucht, unter Einbeziehung
auch anderer Bestände des GLA die Archivgeschichte der Hohengerolds-
ecker Akten zu rekonstruieren. Da keinerlei Vorarbeiten vorlagen, waren
aufwendige Untersuchungen nötig, um zu den im folgenden vorgestellten
Grundzügen zu gelangen. Abweichend von der m. E. unbefriedigenden Praxis
in zahlreichen Findbüchern, deren Einleitungen nur Ergebnisse ohne
Nachweise enthalten, wurde bei der Darstellung darauf geachtet, jede einzelne
Angabe nachprüfbar zu belegen. Meine These lautet: Nur wenn möglichst
viel archivgeschichtliches Erfahrungswissen allgemein zugänglich
und mit den nötigen Quellennachweisen schriftlich niedergelegt wird, ist
eine kontinuierliche archivgeschichtliche Forschung in sinnvoller Weise
möglich.

Ist aber Archivgeschichte nicht nur ein abseitiges Spezialgebiet, dem sich
allenfalls Archivare, die zu wenig zu tun haben, und allerlei Sonderlinge
widmen? In einem methodisch wichtigen Beitrag hat Peter Rück auf den
Nachholbedarf der Archivgeschichtsschreibung gegenüber der Bibliotheksgeschichte
aufmerksam gemacht und beklagt, „daß das Forschungsinteresse
der historischen Hilfswissenschaften bis vor kurzem meist dort aufhörte, wo
die Archivgeschichte einsetzen müßte".5 Man müsse fragen, in welcher
Ordnung und Auswahl die herrschende Macht die „Gesamtheit ihrer Selbstdarstellung
" überliefert habe.6 Die Antwort könne bewußt machen, „auf
welchen theoretischen Grundlagen die uns überlieferten Archivkörper errichtet
, mit welchen technischen Mitteln sie geregelt worden sind".7 Zurecht
skizziert Rück die Forschungslage hinsichtlich des von ihm ins Auge
gefaßten Ansatzes einer „Archivkritik" innerhalb der Quellenkritik so:
„Das Material ist zwar seit dem 14. Jahrhundert in reicher Fülle vorhanden,
aber in vielen Einzelstudien und mit unterschiedlichen Kriterien ohne Blick
auf das Ganze verzettelt."8

Die Geschichte der „Schriftgutorganisation" und des Geschäftsschriftguts
muß als genuiner Forschungsansatz im Schnittpunkt unterschiedlicher
disziplinärer Interessen begriffen werden. Neben den klassischen Hilfswissenschaften
und der Verwaltungsgeschichte ist jüngst vor allem die
Beschäftigung mit „Trägern, Feldern, Formen pragmatischer Schriftlichkeit
"9 zu nennen. Auch das Verwaltungsschriftgut einer Institution ist Bestandteil
ihres Selbstverständnisses, ihrer „Identität", und noch allgemeiner
gilt, was Hermann Heimpel formulierte: „Die Überlieferung selbst ist Geschichte
."10

Die Erforschung und Rekonstruktion des Überlieferungs- und Entstehungszusammenhangs
dient aber auch dem Forscher und Archivbenutzer, da sie

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