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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 103
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die quellenkundlichen Voraussetzungen für die erfolgreichere Ermittlung
und Auswertung von Archivalien zu schaffen vermag. Fridolin Dörrer hat
jüngst zurecht bemerkt, mit der Bereitstellung von Mikrofilmen sei es nicht
getan: „Zur vollen Benützbarkeit sind veröffentlichte gute Repertorien und
bestände- und kanzleikundliche Untersuchungen erforderlich.""

Alle alten Bestände des GLA sind im 19. Jahrhundert durch den Wolf des
Pertinenzprinzips gedreht und auf das Prokrustesbett der „Brauerschen Rubriken
" von 1801 (von „Absterben" bis „Zwangsanstalten") gelegt worden.
Dabei wurde nicht nur der Entstehungszusammenhang des Schriftguts zerstört
, sondern auch recht willkürlich verfahren, da sowohl bei der Zuordnung
von Akten zu Pertinenzbeständen als auch bei der Zuordnung der
Akten zu den Rubriken ständig wenig befriedigende Ermessensentscheidungen
getroffen werden mußten. Als Direktor des GLA hat Manfred Krebs am
Anfang der 1930er Jahre erfolglos versucht, einige Bestände probeweise
wieder nach dem Provenienzprinzip umzuordnen. „Es mußte festgestellt
werden, daß selbst bei genauer Prüfung der Archivsignaturen sowie der
Adressen, Unterschriften und Randvermerke und durch Heranziehung der
alten Repertorien und der Tausch- und Einlieferungsakten eine genaue Aussonderung
der alten Provenienzen nicht in restlos befriedigender Weise erreicht
werden konnte und daß bei jeder Abteilung ein nicht unbeträchtlicher
ungelöster Rest übrigblieb."12 Für die „Absurdität der Überlieferungsbildung
"13 im 19. Jahrhundert lassen sich auch aus der Bestandsgeschichte
der „Akten Geroldseck" genügend Beispiele beibringen. So wurde der Registraturkörper
der Akten der badischen Geheimen Registratur über die Geroldsecker
Sache aus dem 18. Jahrhundert durch Verteilung auf die
Bestände 47 (Haus- und Staatsarchiv), 74 (Baden-Generalia) und 111 (Geroldseck
) sinnwidrig zerrissen, ebenso die Wiener Extradition von 1829, die
auf die Abteilungen 47, 72 (Lehensarchiv), 79 (Breisgau-Generalia) und 111
verteilt wurde.

Erschwerend kommt hinzu, daß die Archivgeschichte des GLA im
19. Jahrhundert bislang noch nicht aufgearbeitet ist.14 Am Beispiel des Bestands
111 kann jedoch exemplarisch verdeutlicht werden, wie die Herren
von Hohengeroldseck, die Markgrafschaft Baden-Durlach, die Markgrafschaft
und das Großherzogtum Baden ihre eigenen bzw. die übernommenen
Akten über die Herrschaft Hohengeroldseck organisiert (bzw. vernichtet)
haben und welche praktischen Auswirkungen das Pertinenzprinzip im Generallandesarchiv
im 19. Jahrhundert auf die bestehenden Schriftgutkörper
tatsächlich hatte. Von den archivgeschichtlichen Ermittlungen über die Ho-
hengeroldsecker Akten fällt zugleich auch etwas Licht sowohl auf die altba-
dische Archivgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts, als auch auf die
publizistische Tätigkeit des badischen Staatsmannes Johann Jakob Reinhard
in Sachen Hohengeroldseck.

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