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, Aufsicht von der Mitternachtseite des Ripolzauer-Sauerbrunnens''
Radierung von Marquardt Wocher/Basel: 1793
Jahre hatte Xaver Goeringer junior eine Perspektive. Aber immer deutlicher
wurde den Fürstenbergern die Alternative: entweder modernisieren — oder
verkaufen. 1821 ereilte Xaver Goeringer ein früher Tod, sein jüngster Bruder
Balthasar trat die Nachfolge an. Er wußte, was er wollte, die Zeit war
ihm günstig: Im Jahre 1824 verkaufte Fürst Carl Egon von Fürstenberg den
alten Badbesitz an den Pächter Balthasar Goeringer (1795—1865). Was er
und seine Erben in einem Jahrhundert erarbeitet und wie sie den Badeort
Rippoldsau gestaltet und zu einem exemplarischen Fremdenverkehrsort gemacht
haben, gehört zu den außergewöhnlichen Unternehmerleistungen im
Schwarzwald. Gäste aus aller Welt kamen auch zu Fritz Goeringer (bis
1872) und erst recht zu dessen Sohn Otto Goeringer (1853—1920) in ihr
„Fürstenbad", in dem sich freilich auch Normalbürger, Gelehrte, Künstler
wie Brahms, Groszheim, Rilke, auch Hansjakob und Scheffel wohlfühlten.
Otto Goeringer war für alle ein vorbildlicher Gastgeber, aber mit seinem
Tod bahnte sich auch das Ende der Familientradition an. Die Unerfahren-
heit der jungen Witwe führte im Chaos der Inflation der Nachkriegszeit zur
Katastrophe; der Familie blieb das Wohnrecht auf zehn Jahre und eine Geldsumme
, die in jenen Monaten bald kaum mehr ein Butterbrot wert war. Ein
Verkauf zum total falschen Zeitpunkt führte Rippoldsau zur „Bad AG".
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