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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 243
(PDF, 137 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0243
Eine Klage des Pfarrers Jakob Siebert in Hofweier
aus dem Jahr 1796

Josef Bayer

Im Franckensteinischen Archiv zu Offenburg (Fasz. 856) befindet sich eine
merkwürdige Klageschrift des Hofweirer Pfarrers Jakob Siebert.

Drüben in Frankreich war ja 1789 die große Revolution ausgebrochen, deren
Gedankengut auch in den rechtsrheinischen Gegenden auf Sympathien
gestoßen waren. „Wenn drüben der Dritte Stand die vollständige bürgerliche
Gleichheit, die Abschaffung des verhaßten Zehnten und die Aufhebung
der drückenden Feudalrechte forderte, so weckte das auch hier bei der bäuerlichen
Bevölkerung nicht nur Sympathien, sondern auch alte Leidenschaften
, die nach der blutig niedergeschlagenen Bauernrevolution noch
lange nicht zur Ruhe gekommen waren. Herrschaftliche Vorrechte, Ausbeutung
, Bedrückung, Willkür, Bevormundung und Launen waren in unterschiedlicher
Intensität in zahlreichen Territorien geblieben. Zündstoff hatte
sich vielerorts genügend angesammelt, wobei nicht nur Umfang und Höhe
der grundherrlichen Belastung Anlaß zum Klagen gaben, sondern auch die
damit verbundenen möglichen Schikanen."1

Diese Situation wird man sich vor Augen halten müssen, wenn man einen
eigenartigen Vorfall in Hofweier im Jahre 1796 erklären will. In diesem Jahr
waren die französischen Revolutionstruppen wieder einmal über den Rhein
gekommen und in der ganzen Ortenau gelegen. Es ist verständlich, daß die
Franzosen die Bauern zum Ungehorsam gegen die weltliche und geistliche
Obrigkeit aufgestachelt haben; auch dazu, sich zu holen, was die Herren
„ungerechterweise" von den Untertanen erhoben haben. Das geht deutlich
aus der Klageschrift des Pfarrers Siebert hervor und aus der „Rechtfertigung
" der Übeltäter: sie hätten für das Geholte dem Offizier bezahlt! Der
Pfarrer scheint vor den Franzosen geflüchtet zu sein, jedenfalls stand das
Pfarrhaus verwaist da. Der Pfarrhof wurde — ob von den Franzosen oder
auf Anstiftung der Franzosen von den Bauern, das läßt sich nicht erheben
— gewaltsam aufgebrochen und total ausgeraubt. Nachdem die Franzosen
wieder abgerückt waren und der Pfarrer wieder zurückgekehrt war, richtete
er die folgende Klageschrift an das Erthal'sche Amt in Offenburg (Freiherr
Erthal war dazumals Grund- und Ortsherr in Hofweier):

„Hochlöbl. Amt wird von unterschreibenden Pfarrey ersuchet und gebethen folgende Bürger
dahier zu vernehmen, was sie aus dem Pfarrhof fortgetragen.

1. Jakob Bauen und Andreas Ohler beyläufig 5 Frtl Früchte, Brandwein und noch mehrere
Sachen von Mobilien.

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