Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 245
(PDF, 137 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0245
1 Bündel zum Hecheln gerichteter Hanf (wieder zurückgebracht), 1 große
Pfanne, 2 Zinnteller, 1 Schoppenglas, 4 große porzellanene Platten, blau
gewürfeltes Zeuch. Was seine Söhne geholt hätten, wisse er nicht. Herr
Pfarrer bestätige, daß er die oben genannten Waren WIEDER ERHALTEN
HABE! Ebenso daß Mathias Lehmann 1 Bett zurückgebracht habe.

Mathias Lehmann habe im Pfarrhaus Wein getrunken, es seien alle Türen
offen gestanden, jeder habe ohne Scheu getrunken und Wein nach Hause getragen
. So er: 4 Sester Halbweizen (6 Batzen dafür bezahlt). Was er Weiteres
gehabt habe, habe er zurückgebracht: barchetes Bett, 1 Tischtuch voll
geriebenen Hanf, 4 porzellanene Suppenteller. Pfarrer bejaht diese.

Franz Wegmann: seine Kinder hätten 31/2 Sester Weizen, 1 Kübel voll
Wein, von allem habe er nichts gewußt; er hätte seinen Kindern versprochen
ins Pfarrhaus zu gehen. Habe dann dem Offizier im Rößle 48 Kr. bezahlt.

„Hierauf hat der Hr Pfarrer declarieret, daß er wohl sehe, daß nicht viel
herauskomme und keiner den anderen verrathen wolle. Er von seiner Klag
gänzlichen hiemit abstehen wolle, worauf man von amtswegen die Sach auf
sich beruhen lasse."

Das Erstaunliche ist, daß ausgerechnet Pfr. Siebert, ein gebürtiger Offenburger
, solches von seinen Pfarrkindern erfahren mußte, der wirklich ein
liebenswerter und gütiger Hirte seiner Gemeinde war. Selbst Vitus Burg, bischöflicher
Kommissar der ehemaligen 3 diesseitigen straßburgischen Dekanate
, der im Auftrag von Wessenberg diese 3 Dekanate 1806 visitierte,
mußte Siebert das Zeugnis ausstellen: „Hat im ganzen Land den Ruhm eines
lieben, guten und braven Mannes ... Die Gemeinde ist so wie das ganze
Land mit ihrem Pfarrer vollkommen zufrieden, liebt und schätzt ihn
ungemein".2 Das war von Burg allerdings geringschätzig gemeint, wie er
überhaupt an den Geistlichen der Straßburger Diözese keinen guten Faden
ließ. Die Güte Sieberts offenbart sich auch in der Schlußbemerkung der Untersuchung
: er verzichtet auf eine weitere Verfolgung des Vorfalls. Er hat
es auch seinen Pfarrkindern in keiner Weise nachgetragen: in seinem Testament
1812 zeigte er sich als der große Wohltäter seiner Gemeinde.

Der Vorfall zeigt jedenfalls: auch bei uns war die Unzufriedenheit groß, es
bedurfte nur eines kleinen Funkens, um das Faß zur Explosion zu bringen
— und dieser Funke war hier die Anstiftung von sehen der Besatzungstruppen
.

Anmerkungen

1 E. Dittler, Die Bauernunruhen in der Ortenau, Ortenau 69 (1989), S. 54.

2 W. Bartelt, Heimatbuch von Niederschopfheim, 1964, S. 216.

245


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0245