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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 247
(PDF, 137 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0247
Nur selten besteht die Möglichkeit für uns zu erfahren, wie sich zurückliegende
Kriege auf die Menschen, auf unsere engere Heimat im einzelnen
ausgewirkt haben. Vereinzelt gewähren uns Tagebuchaufzeichnungen und
Kirchenbucheinträge, sofern nachfolgende Kriege nicht wieder alles hinter
sich ausgelöscht haben, unmittelbaren Einblick in lokales Kriegsgeschehen.
Solche das hintere Schuttertal betreffenden Augenzeugenberichte über die
Auswirkungen der auf die Französische Revolution folgenden Koalitionskriege
verdanken wir dem Pater Bernardus Stoeber (1757—1817)', vom Kloster
Ettenheimmünster und dem damals in Schuttertal ansässigen Pfarrer
Franz Joachim Bouffleur.2 In geradezu dramatischer Weise schildert Bernardus
Stoeber das Entsetzen, die panische Angst, die sich der Bevölkerung
bemächtigt, als sie erfährt, daß in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni 1796
180000 Franzosen unter General Moreau bei Kehl den Rhein überschritten
haben.

„Der 24. Heumonat war der unglückliche Tag für unser Vaterland, an welchem die Franzosen
mit großer Macht über den Rhein setzten und immer mehr durch das Land heraufzogen.
Je näher die Franzosen anrückten, desto quälender waren die Umstände! Die Straße, die
nach Schweighausen in das Tal führt, war immer mit Menschen und Vieh, mit älteren und
kleineren Kindern, mit Greisen und jungen Leuten angefüllt, die vor den ankommenden
Franzosen von dem Lande her flohen. Unter diesen schrien, jammerten und seufzten welche
, andere verfluchten und verwünschten die Franzosen. Dort bereiteten andere, sich dem
Feinde zu widersetzen, da kamen andere voll der Besorgnis, wie es zu Hause werde aussehen
, aus der Flucht wieder zurück. Andere brachten fröhliche, doch verlogene Botschaften
von zurückgeschlagenem Feinde, andere erzählten ebenso verlogen die schrecklichen Greueltaten
, welche die Franzosen, wo sie hinkommen, ausübten. Andere, hier durchziehende
ermunterten die Leute auch zur Flucht auf. andere mißrieten ihnen dieselbe, und rieten ihnen
zu Hause zu bleiben. Alle Arbeiten blieben indessen liegen, alle Geschäfte stockten, alle
gingen vor Furcht und Angst ganz niedergedrückt wie die Schatten an der Wand, ohne Leben
ohne Mut, ganz erblaßt herum ..."

Die Franzosen marschierten „unter schrecklichem Gelärme und Schießen"
in Ettenheimmünster ein. Nach Bezahlung von 5000 Gulden ließen sie das
Kloster jedoch unversehrt. Aus Tagebuchnotizen des Pfarrers Bouffleur entnehmen
wir:

,,Nachdem bereits 1794 40 Mann Chevaliers de la Couronne hier über Winter einquartiert
waren, sind 1796 ebenso viele Koudrische Edelleute 14 Tage lang hier im Quartier gelegen.
An Peter und Paul haben 60 Mann Koudrer mit Patrioten vermischt auf Seelbach, Wittelbach
und Schuttertal zum Rauben einrücken wollen, welche aber von hießigen Einwohnern glücklich
abgetrieben worden sind. Von welcher Zeit an sind alltaglich in der Frühe um 6 Uhr
50 bis 60 Mann Patrioten eingerückt. Eine Stunde war ihnen erlaubt zu rauben. Auf den
Trommelschlag aber zogen sie sich zusammen und gingen wieder ganz friedlich ab. Am
9. Juli marschierten 3000 Patrioten hier durch, die in der Eile Eßwaren und Kleiderstücke
geraubt haben."

„Die Franzosen", so schreibt Pater Stoeber, „wurden im Herbstmonat von
dem Prinzen Karl geschlagen. Noch im Weinmonat zogen hier mehrere
Tausend Mann kaiserliche Truppen durch, mit welchen Prinz Karl die Fran-

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