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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 260
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Was wir von dem Präbender Jaeckle noch besonders in Erfahrung gebracht haben, ist, daß
er mit der berüchtigten Frau von Reich in Verbindung stand, daß Korrespondenzen zum Vorschein
kamen, vorin diese als Dido und er als Petit Jacque vorkamen, kurz, daß er sich früher
gar nicht so betragen, um ihn jetzt als blosen ruhigen Zuschauer betrachten zu können."

Und weiter berichtet ,,D'r alt Offenburger" vom 20. April 1919 dazu:

„So befahl das Ministerium am 8. April 1815, daß die Herren ohne weiteres nach Straßburg
zurückkehren, und ließ dem Herrn Jägle am 12. April durch das Kinzigkreis-Direktorium
eröffnen:

... auf besondere Vorsprache wolle man gestatten, daß Präbendar Jegle unter der ausdrücklichen
und unabwendbaren Bedingung nicht über den Rhein zurückgewiesen werde, wenn
er binnen 24 Stunden Offenburg verläßt, und sich alsdann sogleich aus den großherzoglichen
Landen, als etwa in die Schweiz begibt, welches demselben ernstlich zu bedeuten ist".

Der Offenburger ,,Wahrheitsfreund"

Ansonsten war Offenburg auch eine Propagandazentrale des emigrierten
Klerus; dort erschien der von Abbe Beck geleitete ,,Wahrheits-Freund",
dort wurden die Schriften des Kardinals Rohan gedruckt, von dort wurden
sie in das Elsaß geschmuggelt.

Mit der von dem Straßburger Le Roux angekündigten Zeitung „Katholischer
Wahrheitsfreund", „zu welcher die hiesigen Herren praebendarii den
Anlaß geboten und allen Vorschub leisten würden", hatte sich der Stadtrat
in seiner Sitzung vom 11. 2. 1791 befaßt und zunächst die gedruckte Ankündigung
gestattet. Aus einem wohl stillschweigend geduldeten Provisorium
erwuchsen der Stadt anscheinend bald Unannehmlichkeiten, so daß auf der
Sitzung vom 22. Dezember in genaue Erwägung gezogen wurde, „welche
nachteiligen Folgen von Seite des benachbarten Frankreichs wegen der
dahier ohne besondere magistratliche Bewilligung geduldeten Rouxschen
Buchdruckerei und der von dem Kusterer herauszugebenden hiesigen Zeitung
zu erwarten sein dürfte und wie die von den Franzosen schon mehrfach
angedrohten Uberfälle über hiesige Reichsstadt realisiert werden könnten."
Man faßte den Beschluß, dem Buchdrucker Levrault (Le Roux) und dem
Zeitungsschreiber Kusterer die Beendigung ihrer Arbeiten per decretum als
zu befehlen, „daß beide mit Schluß dieses Jahres das eint- und andere einstellen
sollen".

Acht Tage später, am 30. 12., trug der Reichsschultheiß vor: „Gegen das
Resolutum wegen Aufhebung der hiesigen Druckerei hätten insbesondere
Herr Promotor Zäpfel und Herr Abbe Beck dringendste Vorstellungen und
um Beilassung derselben angelegenst angesucht, da der Endzweck einzig zu
Beschützung der in Frankreich so gedrückten katholischen Religion gehe."
Daß sich Abbe Zäpfel, der Agent Condes, für die Erhaltung der Druckerei
einsetzte, kann nur bestätigen, daß es sich bei den Druckerzeugnissen keinesfalls
um rein religiöse Anliegen handelte.

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