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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 267
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mayr, dessen bedeutsame Rolle nach dem Ende des alten Reiches Max
Braubach verdeutlichte:18

„Während der nach Austerlitz nach Böhmen ausgewichene Gentz von Teplitz und Prag aus
die Erhebung um der Befreiung Europas willen predigte, fanden in Wien deutsche und österreichische
Tradition und Hoffnung (...) ihren literarischen und politischen Ausdruck in der
Geschichtsschreibung des Tirolers Hormayr und in den Dichtungen und Liedern Heinrich
Collins. Der Weckung des vaterländischen Bewußtseins und Willens dienten neben Historie,
Poesie und Theater Flugschriften und Zeitungen; der Publistik Hormayrs und den .Vaterländischen
Blättern für den österreichischen Kaiserstaat' unter der Leitung des aus dem Breisgau
stammenden Armbrusters folgte hier seit Juni 1809 die von Friedrich Schlegel redigierte
österreichische Zeitung'."

Es war Hormayr, der den Tiroler Aufstand von 1809 vorbereitete, dessen
Leitung er als Hofkommissar neben Andreas Hofer übernahm, und der 1812
mit Erzherzog Johann von Österreich, dem Reichsritter Hans von Gagern
u.a. auch die Vorbereitungen zu einer neuen Erhebung traf.

Schulmeister ein ,,Salbaderer"?

Da drängt sich doch die Frage auf, ob er Schulmeister gegenüber die historische
Objektivität bewahren konnte. Eine weitere Frage: warum sollte ein
so intelligenter Mann wie Schulmeister, der sich nach dem Urteil von Paul
Muller politischen und rechtlichen Nachforschungen mit ebensoviel Scharfsinn
widmete wie den militärischen Beobachtungen und der auf dem Gebiet
der Nachrichtenbeschaffung als ein Genie galt, sich in einer so brisanten
Affäre selbst belasten? Er war ja keinesfalls ein geschwätziger Salbaderer,
als den ihn Hormayr hinstellen möchte. Ernest d'Hauterive beurteilt ihn in
seinem Buch ,,Mouchards et policiers" (1936):

„Er hat sich eines außerordentlichen Ansehens erfreut, sowohl in Frankreich als auch in
Osterreich; später, weit davon entfernt, sich zu brüsten, zog er es vor, diese Seite seiner Existenz
im Dunkeln zu lassen, und wenn man vor ihm seine Vergangenheit in Erinnerung rief,
sagte er bescheiden, ein militärischer Beobachter oder ein Generalkommissar der Armeen
gewesen zu sein. Unter seinen beschönigenden Ausdrücken verbarg sich seine Agentenqualität
von höchstem Rang".

Aber vielleicht hatte Hormayr 1809 Schwierigkeiten bekommen, hinter denen
er Schulmeister vermutete. Möglicherweise nicht zu Unrecht, denn
Muller berichtet,19 daß am 3. November der Standortkommandant von
Wien, l'adjudant general Dentzel, an Berthier Aufzeichnungen von Schulmeister
schickte:

„Die Hauptstadt ist den Intrigen der Vertrauten der Hofburg ausgeliefert; die Geheimagenten
des englisch-österreichischen Komitees geben Feste und auserlesene Essen, wo man besonders
Mme de Stael-Holstein, den Grafen Stadion, Hormayr, Schlegel, Rechberg, Jacobi sen.
ehrte". Er wolle weiter nichts dazu sagen, da der Gouverneur Andreossy die Einzelheiten
der Machenschaften kenne und die man nochmals leicht vereiteln könne, falls man zur rechten
Zeit daran denke."

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