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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 268
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0268
Ein Zeuge des Gesprächs: Savary

Nach den Aufzeichnungen Hormayrs gibt es aber auch einen Zeugen des
Gesprächs:

,,Die Unterredung war im mehr als Halbdunkel, denn die Lichter standen im Nebenzimmer.
Ein ziemlich langer, hagerer und totenblasser Offizier trat herein und mischte sich lebhaft
in das Ausfragen und Repliciren, nachdem er Schulmeistern etwas in's Ohr geflüstert hatte.
Dieser nahm in unterwürfiger Schnelligkeit Hut und Mantel, blieb aber bei offener Türe stehen
, bis etwa nach zehn Minuten das Stampfen zweier Gewehre sich von unter vernehmen
ließ, worauf beide die Treppe hinunterflogen. Jener sei Savary (raunte Schulmeister) und der
Kaiser sei eben von Schönbrunn herein und unten. Er mache, wie jeden Abend, mit ihm
und Savary seinen Spaziergang, immer durch einen anderen Stadtteil, nur von ferne geleitet
von französischen und einheimischen Mouchards, die der Polizeidirektor, Hofrat Ley, habe
aussuchen und dafür mit seinem Kopf einstehen müssen".

Sollte sich Schulmeister vor seinem Vorgesetzten, der alles im Zimmer oder
im Nebenzimmer verfolgte, sich selbst am Gespräch beteiligte, der direkten
oder indirekten Mittäterschaft am Gesandtenmord bezichtigt haben?

Hormayr hat seine eingangs gestellte Frage in bezug auf die Mitwisserschaft
mit dem absolut sicheren „und doch ist es so" beantwortet, wobei er ja auch
noch behauptet hat, daß Schulmeister Augenzeuge des Mordes gewesen sei.
Doch eine ebenso spektakuläre Behauptung bildete jene seiner angeblichen
Auskundschaftung in Ettenheim im Jahre 1804, die sich lediglich auf einen
einzigen Buchstaben eines Berichtes stützte.20

Aber gerade diese Behauptung ist leicht zu widerlegen, da der Auftrag zur
Erkundung in Ettenheim dem Wachtmeister der Gendarmerie Karl Friedrich
Pfersdorff erteilt wurde, der ihn auch gewissenhaft durchführte.21 Paul
Muller hielt Dieffenbach überzeugend entgegen, daß Schulmeister perfekt
französisch sprach und infolgedessen in der Aussprache Dumouriez und
Thumery nicht verwechselt hätte, was ja zu dem Ettenheimer Drama führte;
außerdem sei Schulmeister zu jener Zeit aus dem Departement Bas-Rhin
ausgewiesen gewesen.

Baron Auerweck ein Mitwisser?

Es muß nicht immer Schulmeister gewesen sein. In einem ernsthaften Verdacht
einer Verwicklung in den Gesandtenmord geriet der Baron Aloys Auerweck
v. Steilenfels,22 der nach eigenem Eingeständnis von 1793 bis 1799
als Agent im Dienst der Bourbonen stand, die wiederum auf englische Subventionen
angewiesen waren. ,,Seine Abneigung gegen bezahlte Agenten",
wie er zu seiner Verteidigung schrieb, wird man in Paris nicht einmal als
Scherz abgenommen haben.

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