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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 269
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Auerweck führte von England aus Aufträge in Frankreich durch, wurde
dann nach Hamburg und schließlich nach Rastatt geschickt, wobei er den
Umweg über Wien nahm. In Baden-Baden lernte er Franziska von Gelb
kennen, die Tochter eines im Sommer 1792 emigrierten Generals, der am
Feldzug von 1793 im Rang eines Colonel im Korps Conde teilgenommen
hatte und bei den wechselvollen Kämpfen im Berstheim im Elsaß gefallen
war. Berstheim war wegen starken Beschüsses am 8. 12. 1793 geräumt worden
; beim Gegenangriff fand Gelb den Tod, der Ort mußte am nächsten Tag
wieder aufgegeben werden.23 Seine Witwe, die in Rheinfels geborene Sophia
Passauer von Frankenfels,24 lebte nun von einer englischen Pension.
Nach den bei Wiucha aufgeführten Verdachtsgründen hatten sich bei einem
verhafteten englischen Agenten Briefreste gefunden, die auf einen „Louis"
im Zusammenhang mit einem Mord hinwiesen, und Auerweck unterschrieb
im Französischen tatsächlich so.

Seine Verhaftung in seinem Haus in Elgersweier erfolgte auf Grund einer
Aufforderung von Fouche an Massias in Karlsruhe vom 17. Juli 1807, also
zehn Tage vor der Rückkehr Napoleons von Tilsit nach Paris. Das Bulletin
des Polizeiministers Fouche vom 1. August 1807 vermerkte, daß die Verhaftung
von Auerweck, genannt Louis, bei seiner Schwiegermutter stattgefunden
habe.25 Der Rapport des frz. Geschäftsträgers Massias in Karlsruhe,
der mit Catharina Böcklin von Böcklinsau verheiratet war, lobte die guten
Dienste des Ministers Baron von Gemmingen. Das Bulletin wies darauf
hin, daß Auerweck 1791 mit Pelletier verbunden und in die Intrigen von
„Dufheil, Brotier, La Ville-Heurnois" verwickelt gewesen sei. Bei Dutheil
dürfte es sich um Duverne de Presle handeln, der im Januar 1797 zusammen
mit dem Abbe Brottier und Le Villernois in einer royalistischen Verschwörung
den Obersten Malo, Kommandeur des 21. Dragonerregiments im Lager
von Grenelle zum Sturz des Direktoriums gewinnen wollte. Die
Verschwörer wurden ,,mit viel Milde" behandelt,26 Brottier und Duverne
de Presle nur zu zehn Jahren und Le Villeurnois zu einem Jahr Gefängnis
verurteilt, die übrigen Angeklagten, zu denen anscheinend auch Auerweck
gehörte, freigesprochen.27

Das Bulletin führt u.a. noch an, daß die Besprechungen Auerwecks mit Da-
nican, einem Emigranten und Publizisten, der übrigens „erstaunliche Detailkenntnisse
über die revolutionäre Bestrebungen verrät", den Mord von
Rastatt herbeigeführt hätte.28 Zu diesem „wohl schwerwiegendsten Verdacht
" der möglichen Beteiligung am Gesandtenmord kam der weitere,
1804 (1805?) hinter französischen Truppen herreisend, Informationen für
den Feind gesammelt zu haben. Ein förmlicher Prozeß fand nicht statt, aber
das war auch unter Napoleon nicht ungewöhnlich: „Zu Tausenden werden
die Menschen eingesperrt, nicht verhört, nicht ihrem Richter überstellt".29
Auerweck wurde trotz etlicher Fürsprachen erst am 31. März 1814 beim
Einmarsch der Verbündeten aus seiner Gefangenschaft in Vincennes befreit.

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