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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 270
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Napoleon las täglich die Polizeirapporte

Der von Wiucha aufgegriffene und geschilderte Fall ist auch insofern bemerkenswert
, als Minister Fouche, auf dessen Antrag Auerweck verhaftet
worden war, diesen im März 1808 zur Entlassung vorschlug — also zu
einem Zeitpunkt, da er nach Madelin auf dem Höhepunkt seiner Macht
stand — ,30 der Kaiser, welcher sich aber ,,bei Vorwürfen dieser Art" die
Entscheidung vorbehielt und selbst nach Interventionen der Gesandten Badens
und Bayerns im Jahre 1810 darauf nicht positiv reagierte! Dabei ist bekannt
, daß Napoleon Polizeiangelegenheiten „keinen einzigen Tag liegen
ließ":

,,Von 1804 bis 1814 wurde jeden Abend aus dem Ministerium das .Bulletin de police' an den
Kaiser gesandt, wo er sich auch aufhielt. In Valladolid oder Dresden, in Mailand oder Smo-
lensk las Napoleon den Rapport von Fouche."31

Diese tägliche Lektüre war allerdings nicht nur Napoleon eigen. Beispielsweise
mußte auch der Präsident der Wiener Polizeihofstelle täglich dem
Kaiser Franz I. Rapport erstatten und die Kopien heimlich geöffneter
Schriftstücke in die Kabinettskanzlei abliefern.32

Die Ersetzung von Fouche als Polizeiminister am 3. 6. 1810 durch den General
Savary vermochte nichts am Schicksal Auerwecks zu ändern. Niemand
öffnete die Pforte von Vincennes vor dem Eintreffen der Alliierten am
31. 3. 1814; Fouche, der bisherige Generalgouverneur von Illyrien, traf erst
am 8. 4. wieder in Paris ein.

Schulmeister hält in Wien badische Diplomatenpost zurück

Nachdem Murat am 13. 11. 1805 Wien besetzt hatte, war auch der Geh. Re-
ferendär Oehl als badischer Oberlandeskommissär beim frz. Hauptquartier
am 14. 11. in Wien eingetroffen, wartete aber 14 Tage vergeblich auf Nachrichten
aus Karlsruhe. Schließlich unterrichtete er am 29. 11. Kurfürst Karl
Friedrich von der Zurückbehaltung und Öffnung sämtlicher Depeschen in
Wien.33 In einem Memoire, das er am gleichen Tag dem General Savary,
dem Divisionsgeneral Clarke, Generalgouverneur von Österreich, und dem
Stadtkommandanten General Hulin zukommen ließ, wies er daraufhin, daß
er vom Kurfürsten am 25. September beauftragt worden sei, sich in das
Kriegsquartier der großen französischen Armee nach deren Übergang über
den Rhein zu begeben. Seit seiner Ankunft mit dem Generalquartier in
Wien, wo er auf weitere Anweisungen gewartet habe, sei bis zum gegenwärtigen
Augenblick überhaupt nichts eingetroffen. Auf Grund seiner Nachforschungen
habe er in Erfahrung gebracht, daß alle Briefe an seine Adresse
und die für ihn bestimmten Depeschen erbrochen und nach Brünn verbracht
worden seien. Oehl, dem natürlich bekannt war, daß Postkontrolle in allen

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