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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 302
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und demagogisch" gewesen sei. Geck erwähnt im Gegenteil, man habe seinen
noblen Charakter gerühmt, auch sein „gesellschaftliches Talent, gewinnend
auch für den Gegner", wie auch seinen unerschöpflichen Humor.
Als Heimathistoriker legte er vor allem Wert darauf, eine so markante Persönlichkeit
aus der Ortenau herauszustellen, dessen Name „am Schluß der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts so berühmt war wie derjenige seines
landsmännischen Gegenfüßlers Hecker". Unter diesem Aspekt brachte er
am 23. April 1905 in seinem Blatt ein Jugendbildnis von Büß mit der Bemerkung
:

„Gewiß werden alle, die an der trefflichen Rhetorik des ortenauischen Landsmannes, an seinen
scharfsinnigen Betrachtungen über die sozialen Einflüsse der sich so rasch entwickelnden
maschinellen Großindustrie und über den zu beobachtenden Arbeiterschutz einen
Wohlgefallen fanden im Zeitalter der deutschen Arbeiterfürsorge, eben so sehr erbaut sein
von der hübschen, anziehenden Gestalt des so berühmt gewordenen Landsmannes Dr. Franz
Josef Ritter v. Büß..."

Kautsky: „Die Rede verdient es, der Vergangenheit entrissen zu werden"

Beim Druck der Aufsätze hatte Geck angesichts der Bedeutung des Themas
auch die Herausgabe als Broschüre ins Auge gefaßt und war natürlich daran
interessiert, einen sachkundigen prominenten Parteifreund für ein Nachwort
zu gewinnen. Er dachte dabei an Karl Kautsky, der „Die neue Zeit", das
führende theoretische Organ der deutschen Sozialdemokratie, herausgab
und redigierte, ihm aber am 7. 12. 1904 eine Absage erteilen mußte:9

..Lieber Genosse Geck, die Arbeit über die Republik absorbierte mich so sehr, daß ich erst
heute dazu kam, die mir gesandten Abzüge zu lesen. Buss ist sicher ein interessanter Kerl
und seine Rede verdient es, der Vergangenheit entrissen zu werden. Aber ich finde, was Sie
als Vorwort dazu geschrieben haben, genügt vollständig. Mir selbst fehlt auf jeden Fall die
Zeit, Ihnen das gewünschte Nachwort liefern zu können, ich bin scheußlich mit Arbeit überbürdet
und kann nichts mehr übernehmen, so lange ich nicht die beiden noch fehlenden Bände
aus dem Marxschen Nachlaß herausgegeben habe. Also bitte, entschuldigen Sie meine
Ablehnung — sie erfolgt gleichzeitig mit einem halben Dutzend anderer Ablehnungen. Wir
beide grüßen Sie und Ihre Familie aufs herzlichste
Ihr ergebener K. Kautsky"

In dem erwähnten und vom November 1904 datierten Vorwort geht Geck
auch auf den politischen Wandel von Büß ein, der nach den Worten von
Franz Huber „in seinen jungen Jahren von dem in Offenburg herrschenden
Geist stark beeinflußt gewesen ist":

..Wenn es zur Zeit unserer Großeltern schon .psychologische Rätsel' gab, war Büß ein solches
. Der Dreißigjährige feiert die Ketzer Huß und Hieronymus als Helden im Kampfe für
die religiöse Freiheit und ladet zur Beisteuer für ein in Konstanz zu errichtendes Denkmal
mit dem Motto ein: ,Die Flammen des Ketzergerichts haben zwar den Leib dieser Märtyrer
zerstört, nicht aber ihren Geist'. Fünf Jahre später trägt Büß das Banner der ecclesia militans
an der Spitze der jungen ultramontanen Bewegung, als deren rastloser Schriftsteller er als-

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