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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 307
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Zolltarif einen neuen sozialpolitischen Vorstoß unternommen; er verlangte
Schutz der Handwerker gegenüber den Fabrikanten und eine höhere Besteuerung
„der so geschätzten Fabriken". Vor allem verlangte er aber

„einen Schutz desjenigen Teils unserer Bevölkerung, welche an die Geschicke der Industrie
gefesselt ist. Ich verlange ihn, damit nicht auch bei uns jene neue Leibeigenschaft der Fabrikation
entstehe, welche uns in Ländern hochentwickelter Industrien mit Trauer und
Schrecken erfüllt. Ich fordere Schutz für die Fabrikarbeiter in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen
, damit sie nicht bei den sich folgenden industriellen Krisen auf das Pflaster gesetzt
werden; ich fordere Schutz gegen die Gefahren der Gesundheit dieser Menschen. Ich fordere
Schutz in den rechtlichen Verhältnissen der Fabrikarbeiter gegen den Fabrikherrn."

Franz Huber, der in seinem Aufsatz über Büß auch Passagen aus dem Nachwort
Bebels zitierte, schrieb dazu:

„Nicht ein sozialistischer Arbeitervertreter, nein, ein Universitätsprofessor hat so gesprochen
und sich zum freiwilligen Anwalt der Armen gemacht. Wenn Büß nicht so vieles angepackt
und unternommen haben würde, wenn er die soziale Frage zu seiner Sonderaufgabe
gemacht hätte, und er hätte nach Wissen und Temperament das Zeug dazu gehabt, er wäre
nicht so vergessen worden."

Und sicherlich hat es Büß auch nicht verdient, daß er in der „Chronik der
Stadt Zell am Harmersbach" (1937) von Franz Disch keine Würdigung
erfuhr.

Rolf Gustav Haebler: ,,In der Sache sieht Büß richtig"

Zu den zahlreichen sozialen Forderungen von Büß, zu denen auch besondere
Bildungseinrichtungen für die Arbeiterschaft: gewerbliche und technische
Fachschulen, der Bau gesunder Arbeiterwohnungen gehörten, vermerkte
der Sozialdemokrat Haebler in einem Zeitungsartikel über den
„großen Sozialpolitiker aus Zell a.H.":

„Dagegen liegt Büß der gewerkschaftliche Gedanke noch fern, aber in der Sache sieht er
richtig: ,Nur wenn der Arbeiter wirtschaftlich unabhängig ist, kann er seine Freiheit richtig
gebrauchen', erklärte der Abgeordnete. Der Staat müsse, das war der Kern seiner Rede, alles
tun, um ,die neue Leibeigenschaft, die Leibeigenschaft der Fabriken' zu verhindern. Die
sozialpolitischen Ideen von Büß eilten freilich ihrer Zeit weit voraus; die Geschichte der
Arbeiterbewegung sollte in vielen Kämpfen erst verwirklichen, was dem jungen badischen
Abgeordneten damals vorschwebte."

Noch 1951 konnte Franz Huber resigniert feststellen:

„Wenngleich die Arbeiten von Franz Dor und Dr. Anton Retzbach dazu bestimmt waren,
daß die Persönlichkeit von F. J. Büß mindestens im katholischen Teil des badischen Volkes
mehr bekannt und in der Erinnerung gehalten würde, und wenn der Sozialdemokrat Adolf
Geck im Jahre 1904 bezweckte, daß seine Lebensskizze wie auch das von August Bebel geschriebene
Geleitwort in die Arbeitermassen dringe, so muß man doch feststellen, daß alle
diese Bemühungen ohne den gewünschten Erfolg geblieben sind..."

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