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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 309
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Initiator katholischer Sozialpolitik: „Bis ins neue Jahrhundert ruhte das
weitgespannte Programm in den parlamentarischen Protokollen, dann wurde
es von katholischer Seite als Auftakt der Sozialpolitik des Zentrums
gefeiert und von der Sozialdemokratie dem Bürgertum anklagend vorgehalten
." Muteten auch manche Forderungen allzu bescheiden an, so sei in Anbetracht
der damaligen Verhältnisse die fortschrittliche Kühnheit nicht zu
bezweifeln: „Abgesehen von einigen zeitbedingten Fehlgriffen wie Kinderarbeit
und Koalitionsverbot, stimmt die ,Fabrik-Rede' von 1837 so weitgehend
mit der katholischen Sozialpolitik überein, daß ihre lange Verschollenheit
verwunderlich ist"; und so darf man hier wiederum nachfassen, daß
sie dann erst wieder von dem Sozialdemokraten Geck ausgegraben wurde.

, Welcher Auftrieb wäre es gewesen ..."

Verwunderlich mutet es aber auch an, daß Büß nach der „fortschrittlichen
Kühnheit seines Vorstoßes" sozialpolitisch kaum noch aktiv wurde. Mit der
zweiten Rede von 1846, die nach Retzbach in der Kammer einen gewaltigen
Eindruck hinterlassen habe, ,,und von welcher der Minister erklärte, sie sei
die beste gewesen, die je in der badischen Zweiten Kammer gehalten wurde
", schloß Büß seinen Appell an die soziale Gesetzgebung für immer.

Nach Auffassung von Ritter hinterließ Büß gewissermaßen ein Stückwerk:

„Welcher Auftrieb und welche Wegweisung wäre es für die katholisch-soziale Bewegung gewesen
, wenn ihr in der Geburtsstunde der Büß von 1837 und 1841 ein Aktionsprogramm zum
Taufgeschenk gemacht hätte!

Der Präsident der Mainzer Generalversammlung des katholischen Vereins befürwortete nur
.freie Gewerkvereine, veredelte Zünfte" mit dem Zweck, verarmten Handwerksgenossen zu
helfen und die Lehrlingsausbildung zu organisieren; von Arbeitsschutz und Sozialpolitik
sprach er nicht."

Was Büß nicht leisten konnte oder wollte, vollbrachte ein anderer: ,,Im ganzen
wurde der soziale Katholizismus durch das Auftreten Lassalles und seine
Erfolge dicht an die Arbeiterbewegung herangeführt." Lassalle hat mit
Stolz und Genugtuung auf seiner Ronsdorfer Rede am 22. Mai 1864 anläßlich
des Stiftungsfestes des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins darauf
verwiesen: „Vor kurzem hat sich niemand anders als ein Fürst der Kirche,
der Bischof von Mainz, Freiherr v. Ketteier, in seinem Gewissen gedrungen
gesehen, seinerseits das Wort in der Arbeiterfrage zu ergreifen ... Er hat
ein Buch veröffentlicht, unter dem Titel: ,Die Arbeiterfrage und das Christentum
', und hier hat er sich Punkt für Punkt für alle meine ökonomischen
Sätze und Thesen den Fortschrittlern gegenüber ausgesprochen!".16

Seit dem Erscheinen des Buches von Ritter ist das Interesse an Büß in recht
bemerkenswerter Weise gewachsen, und Franz X. Vollmer hat es unternommen
, anhand von Auszügen aus seinen Kammerreden in seinem Buch „Vor-

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