Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 328
(PDF, 137 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0328
alte Frau. Fast weiß ist das Haar, das sie in den Nacken zurückstreicht, gelb
ist das schönlinige Gesicht, die Augen sind ohne Glanz, und sie hüllt sich
fröstelnd in ein großes kariertes Wollentuch, — sie erinnert mich an meine
Großmutter und ich möchte ihr gern die tapferen Hände küssen." Vom men-
schewistischen Flügel war auch Lew Deutsch vertreten, der mit seinen 49
Jahren unter den erlittenen Entbehrungen ebenfalls frühzeitig gealtert war:
,,Er schaut meist, wie teilnahmslos, vor sich hin und streicht seinen rötlichen
, von weißen Fäden durchzogenen Vollbart, — er denkt wohl an seine
verlorene Jugend. Er freute sich aber sichtlich, als ich ihm Grüße von
Freund Adolf Geck bestellte, der ihn im Bunde mit dem Berner Karl Moor
aus dem Freiburger Untersuchungsgefängnis hatte befreien wollen."

Nach seiner Enthüllung im Jahre 1910 über die Tätigkeit Weras in Offenburg
kam Geck nach vielen Jahren in einem Artikel vom 30.6. 1928 wieder auf
Wera Sassulitsch unter der Überschrift „Zur Geschichte des Umsturzspiels
in Offenburg" zurück: „Der Verlockung soll heute nicht nachgegeben werden
, den Pavillon der Kegelbahn als Tempel des , Alten Bundes' in die geschichtliche
Beleuchtung zu rücken. Es ist eine dankbare Aufgabe, die
Erlebnisse aus der Umsturzzeit der achtziger Jahre zu schildern, als drinnen
die biblischen Väter vom ,Alten Bund' ihre Freiheitslieder sangen, die echte
Wera Sassulitsch ihren Literaturversandt verpackt und der Bürger ,Spitzkopf
als nachtwandelnder Tenorist gastlichen Unterschlupf im Packstrohlager
aufsuchte."

Die Erinnerung daran wäre für die meisten der biblischen Väter ohnehin zu
spät gekommen. Als die Bündler am 2. November 1912 in ihrem letzten
Bundesquartier, dem „Zähringer Hof, zusammenkamen, konnte Adolf
Geck noch vermelden: „Erschienen waren der Altvater Moses (Architekt
Kiefer) aus der Gründungszeit, während die gleichaltrigen Patriarchen Samuel
(Alex. Zeis) und Lazarus (Otto Hoffmann) wegen Unpäßlichkeit sich
entschuldigen ließen. Neben Moses waren zugegen Hiob (Alois Stöhr), Ab-
salon (Gg. Monsch), Sebulon (C. Adam), Nabuchodonosor (Alex. Plank),
Malachi (Alex. Huber), Hagai (H. Hambrecht), Kaifas (Hans Drinneberg),
Barnabas (Hch. Hoffmann) und Asser (A. Geck)."

In den Jahren des l. Weltkrieges fand man sich nicht mehr zusammen. Es
blieb Adolf Geck vorbehalten, sporadisch der alten Freunde zu gedenken,
deren Zahl nach seiner Bemerkung vom 2.9.1917 kaum noch ein Dutzend
erreichen mochte. Während es Theodor Plank in Brüssel bei Kriegsausbruch
nicht eben rosig ergangen war, konnte Geck am 19. 8. 1917 berichten,
daß der Verlagsbuchhändler Hermann Hambrecht (Hagai), seit mehr als
30 Jahren Leiter des zentralen Verlagssortiments des Vereins der schweizerischen
Buchhändler, am 12. 8. zum Statthalter Oltens gewählt wurde.

328


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0328