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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 341
(PDF, 137 MB)
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kennen. Er trägt außerdem die für das Spätmittelalter typischen Schnabelschuhe
.

Seinen runden, negroiden Kopf, von dem sich beidseitig schulterlanges, gewelltes
Haar zur Unterstreichung der Königswürde abhebt, ziert eine prächtige
Königskrone. Sein jugendliches Gesicht weist stereotype Züge auf, so
daß individuelle Merkmale kaum zum Vorschein kommen. Die großen,
mandelförmigen, von starken Lidern umrandeten Augen mit ihren scharf
ausgerichteten Pupillen bilden ein besonders auffälliges Charakteristikum
dieses Königs, dessen Gesicht durch diese Augen einen überaus strengen
Ausdruck verliehen bekommt.

Auf seiner Brust trägt er — was als Anachronismus angesehen werden muß
— ein Kreuz, das an einer langen Halskette hängt.

An seiner Hüfte ist an einem Gürtel ein wuchtiges Schwert befestigt, das
parallel zum linken Bein fast bis zu den Füßen reicht.

In seiner linken Hand hält er in Brusthöhe ein Trinkhorn, in dem sich
höchstwahrscheinlich Myrrhe als Gabe für das Jesuskind befindet.

Würdevoll erhebt er seine überdimensionierte, angewinkelte Rechte, wohl
um das Jesuskind zu grüßen oder um dem Neugeborenen seine Treue und
Ergebenheit zu bekunden.

Auf dem Wappenschild, der zur Rechten des jugendlichen Königs Platz gefunden
hat, erkennt man einen Bannerträger, dessen Aufgabe es ist, die Ankunft
des hohen Gastes anzukündigen.

Außerhalb des Baldachins hat der Künstler, der die eindrucksvolle, grün
glasierte Kachel entworfen bzw. angefertigt hat, in den beiden Zwickeln des
Bogenfeldes je einen Menschenkopf plaziert. Beide Gesichter, die sich dem
Betrachter frontal kundtun, unterscheiden sich deutlich von dem vornehmen
und edlen Gesicht des Königs; sie sind ausgesprochen derb und trivial. Das
Erscheinungsbild der beiden Köpfe wirkt auch deshalb ungepflegt, weil auf
ihnen langes, von einem Stirnband bzw. Turban zusammengehaltenes Haar
ungeordnet wallt. Was der Künstler mit diesen zwei grotesken Köpfen zum
Ausdruck bringen wollte, ist nicht nachweisbar. Vielleicht sollen sie das
einfache, niedere Volk versinnbildlichen und im Gegensatz zu der erhabenen
Gestalt des Königs stehen.

Kachel mit dem Bildwerk des Königs Balthasar

Unter den Kacheln des gotischen Bosensteiner Kachelofens mit seinen vielfältigen
Bildträgern, die in den Wohnraum einbezogen wurden, war auch die
grün glasierte, hochrechteckige Kachel (Größe 16 cm x 25 cm) mit dem

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