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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 414
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leitung im Braunen Haus fortzuschaffen und zu vernichten. Beim Besitzer
einer Papiermühle in der Nähe der bayrischen Hauptstadt fuhr in jenen Tagen
ein Lastwagenkonvoi vor, SS-Leute begannen Kisten und Kartons abzuladen
. Ein Offizier beauftragte den Müller mit der Vernichtung der
geheimen Akten. Der aber ließ die Sache auf sich beruhen und übergab die
Unterlagen kurz darauf den Amerikanern, die bald erkannten, daß ihnen
wertvolle Beute in die Hände gefallen war. Die Kisten enthielten den Großteil
, rund neunzig Prozent, der Mitgliederkartei der NSDAP. In den folgenden
Monaten tauchten in Eisenbahnwaggons, Bergwerken, Schloßkellern
und anderen Verstecken noch weitere Unterlagen auf, die der Vernichtung
entgangen waren. Das gesamte Material wurde nach Berlin geschafft und
dem dortigen 7771 Document Center OMGUS übergeben, einer Behörde
der US-Militärregierung. Dort sammelten sich in kurzer Zeit wertvolle Unterlagen
an, so auch das Archiv des Auswärtigen Amtes und das nicht personenbezogene
Archiv der SS. Ersteres befindet sich seit langem wieder
beim Bonner Außenministerium, während das letztere in den sechziger Jahren
dem Bundesarchiv übergeben wurde. Zunächst wurden mit Hilfe der
Unterlagen des BDC Deutsche überprüft, die bei den Alliierten arbeiten
wollten, später dann auch die neuen Stellenbewerber bei deutschen Behörden
. Die Entnazifizierungsspruchkammern besorgten sich hier ebenso Material
wie die Ankläger der Nürnberger Prozesse. Jahre später bedienten
sich seiner auch deutsche Staatsanwälte aus allen Bundesländern und die
Ludwigsburger Zentralstelle der Landesjustizverwaltungen für anstehende
NS-Verfahren. Diese Art der Benutzung - personenbezogene Überprüfungen
— veranlaßte die amerkanischen Behörden, das Archiv personenbezogen
in alphabetischer Reihenfolge zu ordnen. Zu diesem Zweck wurden
viele Aktenbestände aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen,
was heute die Benutzung vor allem für die regionale Zeitgeschichtsforschung
umständlich und zeitraubend macht. Denn jeder Parteigenosse hatte
seinerzeit zwei Karteikarten, von denen eine alphabetisch nach dem
Namen, die andere aber regional nach Gauen, Kreisen und Ortgruppen abgelegt
wurde. Diese regionale Ordnung wurde bedauerlicherweise vollkommen
aufgelöst. Die insgesamt rund 30 Millionen Akten des BDC sollten
ursprünglich nach Abschluß der Entnazifizierung vernichtet werden. Nachdem
die US-Behörden aber erkannt hatten, „daß es", so der Direktor des
Document Center, Daniel Simon, „einmalige historische Dokumente sind",
die sie da hüteten, beschäftigten sie 350 Angestellte 15 Jahre lang damit,
diese Dokumente zu sortieren und zu verzeichnen.13

Anderes Schriftgut, das die US-Army beschlagnahmt hatte — Akten des
Heeres, des Oberkommandos der Wehrmacht, der Luftwaffe und große
Mengen von Einzelakten unterschiedlicher Herkunft —, wurden ab 1950 bei
der Departmental Record Branch in Alexandria, Virginia, gelagert und später
von den National Archives als World War II Records Division in ihre

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