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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 492
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Slowenen und Russen auf, die als Hilfsarbeiter nach Deutschland gekommen
sind. Außerdem sind noch deutsche Soldaten als Erntehelfer eingesetzt.

Wohlwollend vermerkt der Geistliche Anfang November die Einrichtung
des NSV-Kindergartens: „Die Mütter können ihre Kinder von 2—6 Jahren
für den Morgen und Nachmittag hinbringen, sie sind versorgt und aufgehoben
und lernen etwas... Nur eines bedauern die Mütter: beten lernen die
Kinder dort nicht." (S. 55).

Zunehmend breiteren Raum in den Jahreschroniken nehmen nun die Nachrufe
für gefallene Soldaten ein. Jedem einzelnen Schicksal widmet er sich
ausführlich, zeigt, welch schmerzliche Lücke sein Tod bei seinen Angehörigen
hinterläßt. Das ungeheure Leid wird so in vielen Einzelschicksalen
deutlich:

- ,,der erste Verheiratete, der dem Krieg zum Opfer fiel, ein ruhiger, ordentlicher
Mensch..." (S. 57).

— ,,Peter S. ebenfalls verheiratet, hinterläßt Frau und ein Kind. Er sollte
als Schwiegersohn einmal den Hof übernehmen..." (S. 57).

Das Jahr 1942 beginnt mit einem extrem harten und strengen Winter. Die
Holzvorräte schmelzen zusammen, die Wellen gehen aus. Die Gedanken
der Menschen sind bei „unseren Soldaten im Osten". (S. 60). Fast aus jedem
Haus ist einer fort. „Bei einer Kälte, mit der gemessen die unsrige
noch erträglich ist, im Kampf mit einem verbissenen, oft unmenschlichen
Gegner, vielfach mit ungenügender Ausrüstung." (S. 60).

Besondere Sorgen bereitet Reitinger der Zustand der Schule. Fast den ganzen
Winter über ist sie wegen Holz- und Kohlemangels geschlossen. Häufiger
Lehrerwechsel verhindert eine kontinuierliche Arbeit. Die Leistung der
Schüler wird als verheerend bezeichnet. Erstmals wird am 22. 3. die Schulentlassung
als weltliche Feier begangen. Träger der Veranstaltung war die
Partei. Für Reitinger ein weiteres Indiz dafür, daß sie alle Lebensbereiche
beeinflussen will: „. . . die Tendenz aber und die Absicht ist eindeutig."
(S. 61).

In der Karwoche werden 2 Kirchenglocken zu kriegswirtschaftlichen
Zwecken beschlagnahmt und eingezogen. Reitinger bewegen dunkle Vorahnungen
, wenn er Vergleiche zum 1. Weltkrieg zieht: „Schon einmal, im
Jahre 1917, wurden allenthalben im Lande die Glocken geholt; man wußte
damals, was die Stunde geschlagen hatte." (S. 62).

Auch der Dichter und Historiker Reinhold Schneider weilte zur Erholung
im Pfarrhaus in Schweighausen. Über seinen Gedankenaustausch mit dem
Pfarrherrn erfahren wir nichts. Seine Verbundenheit mit Schweighausen
machte der Dichter mit zwei Sonetten deutlich, die in Schweighausen entstanden
sind und die er ins Gästebuch eingetragen hat. Interessant in diesem

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