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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 497
(PDF, 137 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0497
Am 20. April rückt die französische Hauptmacht in Schweighausen ein.
Reitinger berichtet:

„Lastwagen auf Lastwagen rollte heran, besetzt mit Infanterie, dann
brummten Panzer heran. Ein eindrucksvolles Bild militärischer Macht, verglichen
vor allem mit dem kläglichen Bild, das die deutsche Wehrmacht wenige
Stunden zuvor noch geboten hatte. Dagegen war auch mit den in der
Propaganda so viel gepriesenen und oft versprochenen deutschen Wunderwaffen
nicht anzukommen... Unser Ort wimmelt von französischen Soldaten,
jedes Haus ist belegt. Gleich geht auch ein riesiges Geschieße los, aber
nicht auf Menschen, sondern auf Hühner; wir im Pfarrhof haben 8 Hennen
und 1 Hahn eingebüßt. In unserem Haus waren in diesen Tagen etwa 35
Mann; sie beschränkten sich auf die Räume im 1. Stock; in der Küche wurde
gekocht, gebacken und gebraten; sie brachten ihre gestohlenen Hühner,
Eier, die sie organisiert hatten, Butter, den sie „gefunden" hatten; und dabei
hatten sie eine Verpflegung aus amerikanischen Beständen — es war
überhaupt alles amerikanisch, was die Franzosen hatten, vom Hemd angefangen
bis zu den Panzern —, die leicht hätte unseren Neid erregen können
." (S. 189).

Nun bekommt also die Bevölkerung die Willkür der Besatzungsmacht zu
spüren. Der Colonel, mit dem sich Reitinger in Verbindung setzt, ist korrekt
, aber distanziert. Für ihn sind das alles ,,sales boches". Er verspricht,
die Durchführung der Gottesdienste nicht zu behindern. Ansonsten jedoch
schalten und walten die Besatzer nach Belieben: ,,An diesem Mittag hält
ein Lastwagen vor der Krone, ein paar Franzosen steigen aus; sie nehmen
das Radio mit. In der Fabrik holen sie Cigarren, aus der Halle ein Schwein.
Und so geht es eigentlich Tag für Tag. Immer wieder erscheint ein LKW
oder PKW und nimmt mit, was den Siegern gefällt." (S. 193).

Am 21. April geschieht auch die erste Vergewaltigung: „Eine Evakuierte —
Mutter von 2 Kindern — die schon vorher durch ihr saloppes Verhalten unangenehm
aufgefallen war, produzierte sich etwas provozierend — in Männerhosen
und mit betonter Figur — vor französischen Soldaten; sie
schnappten die Frau und 5 sollen sie mißbraucht haben. Man hat sonst noch
von gelegentlichen Versuchen ähnlicher Art in den ersten Tagen gehört,
aber die Eltern konnten es immer noch abwehren und ihre Mädchen in Sicherheit
bringen." (S. 189).

Auch eine ganze Anzahl deutscher Gefangener haben die Franzosen nach
Schweighausen gebracht. „Unter ihnen war auch unser Ortsgruppenleiter
J. Z., der sich im Loh mit einigen Gesinnungsgenossen zur Wehr gesetzt hatte
in einem Bunker; am Samstag wurde er wieder entlassen; sein Weg durch
den Ort das Loh hinauf war ein richtiges Spießrutenlaufen, die Bevölkerung
entlud ihren Groll in schweren Schimpfereien und Verwünschungen." (S. 189).

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