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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 501
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ger und Schuhmacher Weber bei der Gründungsbesprechung am 12. August
dabei. Rechtzeitig zu den Gemeinderatswahlen am 15. September stellt man
eine Kandidatenliste mit 6 Personen auf. Diese Liste, die als einzige eingereicht
wird, erhält auch am Wahltag eindeutig den Vorzug. Von den 447 abgegebenen
Stimmzetteln entfallen allein 336 auf die neugegründete Partei.
Wie rege sich Reitinger um die politische Entwicklung im Lande gekümmert
hat, zeigen die eingefügten Wahlergebnisse aus den einzelnen Wahlkreisen
. Interessant für ihn ist die große Zahl neutraler und parteiloser
Listen auch in geschlossen katholischen Ortschaften. Man scheut sich noch,
sich wieder zu einer Partei zu bekennen, erst langsam beginnt man sich wieder
zu organisieren. Hier sieht Reitinger noch allerhand Reserven für die
neue Partei bei den kommenden Wahlen. Daß er von einer wie auch immer
gearteten Opposition nichts hält, läßt sich aus verschiedenen Bemerkungen
herauslesen. Die Wahlversammlungen der Demokratischen Partei, vermerkt
er mit Genugtuung, sind stets schlecht besucht, nur einige wenige
,,Stänkerer", wie er sich ausdrückt, finden sich hier zusammen. Überhaupt
weiß der Pfarrer über seine Kritiker gut Bescheid, und auch über die Bezieher
des Kommunistenblattes ,,Unser Tag" ist er informiert.

Am 18. Mai 47 finden die Wahlen zum badischen Landtag statt, verbunden
mit dem Volksentscheid über die neue badische Verfassung. Reitinger hat
in der Kirche einen Aufruf des Erzbischofs verlesen, in dem er zur Wahlbeteiligung
auffordert und die Gläubigen darum bittet, der BCSV die Stimme
zu geben. In einer späteren Korrektur fehlt dieser Wahlaufruf zugunsten der
BCSV. Für Reitinger ist klar: „Für das Land war das Schreiben in der ersten
Form richtig; in den Städten sind die Leute zu differenziert und kritisch
, als daß sie sich noch vom Bischof eine Partei quasi vorschreiben
ließen." (S. 302).

Im Sommer 1947 ist die Ernährungslage katastrophal geworden. Die Brotration
ist ab 1. Juni auf 125 g pro Tag festgesetzt worden. Kartoffeln
haben die Leute auch keine mehr, Butter oder Fett wird kaum zugeteilt; es
ist nichts mehr da. Auch unsere Bauern haben fast nichts mehr, einzelne haben
selber keine Kartoffeln mehr. Wie wir die nächsten Wochen bis zur neuen
Ernte überstehen sollen, weiß kein Mensch." (S. 307). Die Hauptschuld
an dieser Misere sieht Reitinger in den Ablieferungsforderungen der französischen
Besatzungsmacht: „Sie holen das beste Vieh aus den Ställen, sie
nehmen die Milch und die Butter, sie prassen auf unsere Kosten." (S. 307).
Ein weiteres Problem der Zeit greift Reitinger am 7. März 48 auf:
es häufen sich bei uns die Fälle von Frühgeburten. Das geschieht sicher in
vielen Fällen ohne Schuld der Frauen. Die Überanstrengung während des
Krieges, seelische Einwirkungen und Nervosität, z. T. auch unzureichende
Ernährung sind oft schuld daran. Es bleibt aber ein Rest, wo entweder mangelnde
Vorsicht und manchmal auch böse Absicht dazu führt. Wenn z. B.

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