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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 505
(PDF, 137 MB)
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beeinflußt die EntScheidungsprozesse erheblich. Andererseits muß auch
festgehalten werden, daß Berichte, insbesondere in der Endphase des Krieges
, geschönt worden waren. Ziel dieses Beitrages ist es, ohne Anspruch
auf Vollständigkeit einen Überblick über die Spitzeltätigkeit des SD im badischen
Raum, aber auch seinen Nachbarregionen, zu geben. Dabei wurde
versucht, diesen Ausschnitt möglichst repräsentativ darzustellen, weshalb
in einzelnen Fällen (z.B. „Vergeltungswitze") auch auf Meldungen außerhalb
unserer Region zurückgegriffen wurde. Der Autor hofft, mit diesem
Aufsatz einen Beitrag dazu geleistet zu haben, ein weithin unbekanntes oder
verdrängtes Element der Gewaltherrschaft etwas aufzuhellen.

Das Jahr des Kriegsausbruches (1939)

Das Jahr 1939 begann mit den offiziellen Feiern zu Hitlers 50. Geburtstag,
die Juden wurden zwangsweise in der „Reichsvereinigung der Juden in
Deutschland" zusammengefaßt. Am 1. September greifen deutsche Truppen
Polen an, England und Frankreich erklären Deutschland den Krieg.

Am 11. Oktober meldet der Bericht zur innenpolitischen Lage, daß im „Gau
Baden" 118433 Personen kriegsbedingt evakuiert worden seien.1 Ungefähr
zur selben Zeit wurden über dem Mittelschwarzwald Flugblätter abgeworfen
, die einen Aufruf des ehemaligen Danziger Senatspräsidenten Hermann
Rauschning „An alle Deutschen" enthielten.2 In Süddeutschland stieg die
Nachfrage nach der noch erhältlichen „Neuen Baseler Zeitung" enorm an,
die vorhandenen Exemplare wurden von Hand zu Hand weitergegeben3,
ein Zeichen dafür, daß der „gleichgeschalteten" deutschen Presse kein großes
Vertrauen mehr entgegengebracht wurde. Bei Lörrach und Schopfheim
wurden unbemannte Ballons aufgefunden, die zum Abwurf von Flugblättern
verwendet worden waren.4 Am 17. Oktober 1939 herrschte den ganzen
Tag über rege Flugtätigkeit am Oberrhein. Bei Breisach und Lahr wurden
französische Aufklärungsflugzeuge von deutscher Flak unter Feuer genommen
, Abschüsse erfolgten jedoch nicht.5 Um Jugendlichen, die „im Rahmen
der Verdunkelung Unfug treiben", entgegenzutreten, wurde in Karlsruhe
eine „Betreuungsstätte" eingerichtet, in die bis zum 16. Oktober 1939
bereits 159 Jugendliche eingeliefert worden waren.6 Während im August
1939 in Heidelberg täglich rund 270 Exemplare der „Neuen Baseler Zeitung
" verkauft worden waren, waren es im Oktober über tausend.7 In weiten
Teilen Deutschlands kommt es zu einem Mangel an Kupfermünzen, da
aus Angst vor dem Geldwertverfall Kupfer gehortet wird.8 Während in der
Mosel Flaschenposten mit „hetzerischen Flugschriften" auftauchen, wurden
über Sinsheim rund 1000 Flugblätter abgeworfen: „Hat man in
Deutschland die englische Antwort auf die Rede Hitlers veröffentlicht? Verlangt
von Hitler die Veröffentlichung des vollen englischen Textes!"9

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