Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 509
(PDF, 137 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0509
In Baden tauchen Flugblätter auf51: „Bald werdet Ihr Haus und Hof auf
Nimmerwiedersehen verlassen müssen, um im polnischen Osten angesiedelt
zu werden. Das nennt man ,Festigung deutschen Volkstums'."

Im April 1940 wird insbesondere auch aus Karlsruhe ein erhebliches Absinken
der Leistungen in den Schulen gemeldet, das auf die kriegsbedingten
Einschränkungen im Schulbetrieb zurückgeführt wird.52 Im badischen
Mosbach wird ein katholischer Geistlicher ermittelt, der entgegen der Befehle
des Oberkommandos der Wehrmacht mit polnischen Kriegsgefangenen
Kontakt aufnahm und diesen Rosenkränze schenkte.52 Im Kreis
Offenburg waren von 217 verfügbaren Schulräumen 84 beschlagnahmt.54
In Karlsruhe empören sich Eltern darüber, daß in den Kinos Mickey-
Mouse-Filme mit englischen Liedern und Texten gezeigt wurden.55 Über
Süd Westdeutschland wurden rund 20000 Taschenkalender abgeworfen, die
den Nationalsozialismus anprangern mit Bemerkungen wie „30. Januar:
Hitler Reichskanzler — Abschaffung des Rechtsstaates in Deutschland".56

Von der Universität Freiburg wird eine erhebliche Einschränkung der Forschungstätigkeit
gemeldet.57 Besonders häufig wird in katholischen Kirchen
über das Bibelwort „Liebet eure Feinde" gepredigt, verbunden mit
„defaitistischen Äußerungen".58 Bei Offenburg tauchen Flugblätter auf, die
sich insbesondere an Soldaten wenden und zum Widerstand aufrufen.59
Ein Hirtenbrief des Erzbischofs von Freiburg zum „Kindersonntag" findet
bei den Eltern positive, bei der Nazi-Partei negative Aufnahme.60 Urlauber
aus Polen berichten im Mai erstmals über Massenerschießungen.61 Französische
Truppen schießen mit Leuchtkugeln erstaunlicherweise englandfeindliche
Flugblätter über den Rhein, die in alemannischem Dialekt
gehalten sind. Sie machen Chamberlain für den Ausbruch des Krieges verantwortlich
.62 Die medizinische Versorgung der Westwall-Arbeiter ist katastrophal
, teilweise hat ein Arzt 17 Arbeiterlager zu betreuen.63 Der
Wegfall des Religionsunterrichts in den Klassen 5 bis 8 der höheren Schulen
führt zu regen Aktivitäten der Kirchen.64 In Freiburg wird Fliegeralarm
erst mehrere Minuten nach dem erfolgten Angriff ausgelöst.65

Es tauchen Gerüchte auf, die Schweiz habe die Hauptmasse ihrer Truppen
an die französische Grenze verlegt, da man mit einem Angriff der Franzosen
auf Süddeutschland rechne, der durch die Schweiz hindurch geführt
werden solle.66

Im Juni wird gemeldet, daß der Erzbischof von Freiburg als einziger der
Bischöfe für den Fronleichnamstag (der als staatlicher Feiertag aufgehoben
war) Gottesdienste wie an Werktagen angeordnet habe.67 Kritisiert wird,
daß an einer Abendfeier in der Mannheimer Jesuiten-Kirche fast 7000 Jugendliche
teilgenommen hätten, unter ihnen Angehörige der HJ und des
BDM.68 Gerüchteweise verlautet, die Postämter würden Todesmeldungen

509


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0509