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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 515
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Im Juni führt die 50 %-Anrechnung von Pferdefleisch auf die Fleischmarken
zu einem erheblichen Nachfragerückgang.136 Im folgenden Monat wird das
„Schwarzwälder Tageblatt" kritisiert, weil es neben zwei Spalten Todesanzeigen
eine Anzeige des Wirtes zum Ratskeller veröffentlichte, der zu den
Darbietungen einer Damenkapelle einlud.137 Parteimitglieder der NSDAP
werden gerügt, weil sie beim Verlesen des Hirtenbriefes des deutschen
Episkopates, der als „zersetzend" bezeichnet wird, nicht demonstrativ die
katholischen Kirchen verließen.138 Kritisch aufgenommen wird, daß der
Schwarzsender „Gustav Siegfried I" nicht nachhaltig gestört werde.139 Er
setze sich „in gehässiger Weise" mit führenden Persönlichkeiten auseinander
. Auch die Lahrer Johannesdruckerei gerät mit ihrer Schrift „Im Schützengraben
" in die Fänge der SS, weil darin folgender Passus enthalten
ist140: „Wenn man (der Soldat) es (Kriegseinsatz) nicht für die zu Hause
täte, und vor allem die Bibel nicht bei sich hätte, man bestimmt davonlaufen
würde. — Richtung Heimat, nichts wie Richtung Heimat". Kommentar:
Staatspolizeiliche Maßnahmen gegen Schriften, Verfasser und Verlage sind
bereits eingeleitet. Aus dem Elsaß wird gemeldet, daß in evangelischen Gemeinden
die Jugend fast zu 100 % von der HJ erfaßt worden sei.141 In katholischen
Gemeinden setze dem insbesondere die Geistlichkeit harten
Widerstand entgegen.

Die Warenlenkung führt z.B. im August 41 dazu, daß eine Freiburger Firma
den Auftrag erhielt, aus ihren Kühlhausbeständen in Mannheim einen Waggon
Zwiebeln nach Stuttgart zu liefern.142 Gleichzeitig meldete ihr ein Lieferant
, daß ein Waggon Zwiebeln von Stuttgart nach Karlsruhe auf den Weg
geschickt worden sei. In Konstanz führen die „Deutschen Christen" eigene
„Gottesfeiern" durch143: „Wir als deutsche Christen fühlen uns berufen, die
endgültige Volksgemeinschaft zu schaffen".

Um die Zahl der Todesanzeigen Gefallener einzudämmen, die sich „negativ
auf die Stimmungslage auswirke", wird den Zeitungen befohlen, nur noch
eine Todesanzeige seitens der Familie zuzulassen.144

Im August tauchen in Altkirch und Mülhausen im Elsaß deutschfeindliche
Parolen auf.145 Im oberelsässischen Kirchberg erhält der NSDAP-Ortsgruppenleiter
folgenden anonymen Brief:

„Nur schnell ein paar Worte. Ich möchte Euch bitten, so langsam das Testament
zu machen, denn Ihr habt bald Eure Rolle ausgespielt, für Euch hat
bald die Stunde geschlagen. Wir sind auch nur Menschen, nicht Vieh, aber
Ihr behandelt die Leute wie Vieh. Das Blatt dreht sich wieder, aber dann
wird abgerechnet. Auch ein Arbeiter."

Störsender versuchen mit ihren Programmen auf der Frequenz des
„Deutschlandsenders" antifaschistische Parolen zu verbreiten.146

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