Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 517
(PDF, 137 MB)
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maßnahmen sind die Folge. Die Sowjets schließen die 6. Armee bei Stalingrad
ein, die aus rund 250000 Mann deutscher und rumänischer Verbände
besteht. Den Soldaten wird „Durchhalten bis zum letzten Mann" befohlen.

Den Unwillen des SD erregt im Januar eine Anzeige in einer schwäbischen
Zeitung160: „Fetter Hund, zum Schlachten bestimmt, zu verkaufen..."

Bei den Kirchen stößt die Zwangsablieferung der Kirchenglocken teilweise
auf offenen Widerstand.161 Im Februar '42 wird gemeldet, daß die seit
1. September '41 bestehende „Kennzeichnungspflicht für Juden" im „gesamten
Reichsgebiet zustimmende Aufnahme gefunden hat".162 Kritisiert
wird die steigende Nachfrage nach Bibeln.163 Insgesamt wird die starke
Nachfrage nach Büchern auf die „Flucht in die Sachwerte" zurückgeführt.
Die Arbeitsleistungen der französischen Kriegsgefangenen, teilt Karlsruhe
mit, sei um rund 50 % gesunken.164 Immer mehr französische Kriegsgefangene
versuchen zu entfliehen, aus einem Kriegsgefangenenlager bei Schopfheim
flohen in einer Nacht 50% der Inhaftierten.165 Die hohe Zahl von
Einberufungen auch aus Kreisen der Landwirte führt bei der Lebensmittelerzeugung
zu Engpässen.166 Aus vielen Städten, darunter auch aus Karlsruhe
, wird über die großen Schwierigkeiten geklagt, unter denen berufstätige
Frauen zu leiden hätten; lange Anmarschwege, überhöhte Arbeitszeiten, unzureichende
Verkehrsmittel nähmen den werktätigen Frauen nicht nur die
Zeit, ihre Kinder zu versorgen, sondern auch viele Gelegenheiten, ordentlich
einzukaufen, so würden z. B. Strümpfe nur in Stunden angeboten, während
denen die Frauen arbeiten müßten.167

Auch die Kriegslage hält die Nazis nicht davon ab, sich über die schlechte
Archivlage, z.B. im elsässischen Zabern, Gedanken zu machen.168

Auf Unverständnis stößt bei der Freiburger Bevölkerung der erneute Aufruf
zu einer Buchspende, die den Namen eines der führenden Ideologen des
Nazi-Regimes, Alfred Rosenberg, trägt. Grund für die Verärgerung ist nicht
nur, daß die Bevölkerung Bücher spenden soll (die fast nicht mehr zu erhalten
sind), sondern auch, daß die eigentlich für Frontsoldaten gedachten Bücher
monatelang gelagert werden.169 Die Buchspende hatte auch den
Zweck, unerwünschte Literatur aus dem Verkehr zu ziehen.

Im März findet wiederum der Freiburger Erzbischof Dr. Gröber Erwähnung
, weil er sich in einem Hirtenbrief, der auch im erzbischöflichen Amtsblatt
veröffentlicht worden ist, deutlich gegen die Beschlagnahme der
Kirchenglocken gewandt hat.170 Großen Unwillen erregt bei den Nazis
auch folgender Satz des Oberhirten der Oberrheinischen Kirchenprovinz171:
„Nicht am Christentum gingen und gehen die Menschen und Völker zu
Grunde, sondern am Gegenteil davon. Möge sich das nicht in unserem Volk
schrecklich erproben."

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