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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 542
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und nach seiner Meinung tun muß. Nichts und niemand hält ihn davon ab.
Meist sind die Handlungen ausgeführt, bevor ein unerwünschter Einfluß ihn
davon abhalten kann. Die Konsequenzen trägt er, ohne ein Wort darüber zu
verlieren."

Er begriff Recordon sofort als Chance und nutzte die Tatsache, daß die
Franzosen sehr genau über die Arbeit der „Kartographischen Anstalt
Dr. Franz Burda" informiert waren. Aus deutschen 1:25.000-Karten machte
er für die Franzosen 1:50.000-Blätter, die sich nahtlos an die französischen
Blätter anschlössen.

Die Zusammenarbeit funktionierte. „Burda ist froh darüber, denn so hat er
für seine Leute sofort wieder Arbeit."64 Wieder einmal hatte es sich erwiesen
, daß Erfahrung nie nutzlos ist, und wieder blieb ihm das Glück treu.
Und wieder packte er es beim Schopf. Dank einer ganz anderen Erfahrung
von früher konnte er es.

Zentralfigur der Jahre des Wiederaufbaus aber wurde General Raymond
Schmittlein65. „1945 war Deutschland zunächst ein Land ohne Schulbücher
und Lehrmittel, da die Lehrer nach den geltenden Gesetzen Lehrbücher
aus der Nazizeit nicht mehr verwenden durften."66 Daher ging
Schmittlein daran, die deutschen Schulen unter französischer Kontrolle mit
Unterrichtsmaterial zu versorgen.

Mit dem „Lehrmittelverlag Offenburg" schuf er sich „erst einmal die Organisation
und das Instrument, das zur Bewältigung einer solchen Aufgabe
nötig war."67 Man hat Schmittlein die strikte Methode später vorgeworfen,
mit der er die Deutschen habe umerziehen wollen. Elisabeth Steil-Beuerle
hat das zurecht zurückgewiesen.68 Mit ihr ist Manns der Meinung69, „daß
der General in jenen schweren Jahren des Anfangs seine Konzeption nur zu
realisieren vermochte, weil er in Dr. Franz Burda einen durchaus kongenialen
Verleger und Drucker gefunden hatte, der in der ihm eigenen Dynamik
trotz der unerläßlichen Starthilfe erst die ,Konzeption' verwirklichte... In
diesem Sinn ist der Name ,Burda' unlöslich mit der Realisierung jenes Bildungsprogramms
verbunden, von dem ich als Zeitgenosse und Historiker
meine, daß es endlich seine volle Würdigung finden sollte."

Es war eine riesige Zahl von Büchern, die damals im „Lehrmittel-Verlag"
erschienen und bei Burda gedruckt wurden. Praktisch alle Bücher, die im
Unterricht in Volks- und höheren Schulen verwendet wurden, wurden in
den drei Jahren von 1945 bis 1948 verlegt und gedruckt — von der „Kinderfibel
" bis zu Fichtes „Zurückforderung der Denkfreiheit", von „Wir lernen
rechnen" bis zu Marchands „Lehrbuch der französischen Sprache", von
Goethes „Iphigenie" bis Jellineks „Verwaltungsrecht".70

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