Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 557
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war ihm Kunst als Zeichen wichtig: „Wir sind eine richtige Weinbaumetropole
geworden... Ihr wißt alle, daß ich ein begeisterter Winzer bin." Was
tiefer liegt als das vordergründige Symbol, nannte Dr. Hubert Burda bei der
Einweihung: „Immer mehr Menschen wird heute bewußt, was wir in den
rhythmisch gegliederten Betonstädten, hinter kalt konstruierten und mit Lamellen
versehenen Großstadtfassaden verloren haben... In der Wucht und
Schwere der Figur spürt man etwas von der Kraftanstrengung", die Chia habe
aufwenden müssen, „um sich gegen alle bis dahin gültigen Tendenzen
durchzusetzen." L'art pour l'art war des Senators Sache nicht. Deswegen ergänzte
er die Gedanken zum Schluß seiner Bacchus-Rede mit dem Zitat aus
Mozarts „Entführung": „Vivat Bacchus, Bacchus lebe!/Bacchus, der den
Wein erfand." Und mit Tränen in der Stimme fügte er einen eigenen Vers
hinzu: „Herr, beschütze unser Land,/unsre Laub- und Tannenbäume,/Menschen
, Wald und Lebensräume,/alles liegt in Deiner Hand!"117

Dr. Franz Burda und die soziale Fantasie. Dr. Franz Burda war kein Freund
kalter, nüchterner Zweckarchitektur. Der zum Burda-Turm verkleidete
Schornstein, das machtvolle und doch grazil wirkende Hochhaus118 setzten
ebenso wie der Eiermann-Bau oder das Sechseck119 des Verlags Aenne
Burda städtebauliche Akzente. Das war gewollt — Bauen als soziale Verpflichtung
, bei aller Zweckmäßigkeit das Stadtbild fördern. Es ist bezeichnend
, daß der Senator nach dem Krieg nur ein einziges Mal daran dachte,
Teile des Betriebs aus Offenburg zu verlegen — als ihm vorgeworfen wurde,
die Brücke über die Hauptstraße passe nicht ins Stadtbild.120

Wo auch immer gebaut wurde, für den Senator gehörte das Richtfest dazu.
Jedes Richtfest war für ihn ein Zeichen, daß es weiter vorwärts geht. Das
Richtfest strahlte positiv aus: auf die Öffenlichkeit und auf die Mitarbeiter.

Der Senator, der immer von sich gesagt hat, er sei kein politischer
Mensch121, verstand sich dennoch als „Zoon politikon", als Mensch in der
Gesellschaft, mit tausendfältigen Bezügen innerhalb der Gesellschaft, und
der Gesellschaft verpflichtet. Das Wort ,sozial' verstand er wörtlich, nicht
in der Einschränkung auf die Hilfe für Schwächere oder Bedürftige, obwohl
gerade seine Leistungen auf diesem Gebiet Legion sind. Die erste der langen
Reihe der „Bedürftigen-Weihnachtsfeiern" etwa fand bereits 1950 statt.
Viele dieser sozialen Leistungen fielen oder fallen ins Auge, von der Unterkunft
, die er 1953 für einen städtischen Kindergarten zur Verfügung stellte,
bis hin zu seiner Stiftung für die Kindertagesstätte Stegermatt 1980. Von einer
ungleich größeren Zahl der unmittelbaren Hilfe wissen meist nur die
Betroffenen.

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