http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0592
Welch scharfer Überwachung der Postverkehr auf beiden Seiten unterlag
und welche Informationen durch Nachlässigkeiten in alliierte Hände gelangen
konnten, zeigt die Schadensbeschreibung des 14. August 1918, die
neben einer photographischen Aufklärung während des Angriffes die Nachricht
an zwei deutsche Kriegsgefangene verwertete, in der es hieß, die Landwirtschaftliche
Halle, in welcher Truppen einquartiert gewesen waren, sei
getroffen worden. Hierbei seien viele Menschen ums Leben gekommen.67
An diesem Tag war Offenburg zweimal von angreifenden Flugzeugen heimgesucht
worden, wobei 2246 lbs.68 Bomben abgeworfen wurden. Erneut
wurde der Bahnhof getroffen und ein großer Brand im Hauptgebäude verursacht
.69
Der letzte Angriff des Ersten Weltkrieges auf die Stadt Offenburg erfolgte
in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1918. Er war symptomatisch für
die Entwicklung, welches das Luftkriegsinstrumentarium im Verlauf dieses
Konfliktes genommen hatte. War der erste Luftangriff auf Offenburg nicht
mehr als ein Nadelstich, ausgeführt wahrscheinlich von einem einzelnen
Flugzeug, so flogen in dieser Nacht zwei Squadrons70 der damals schwersten
Bomber Handley Page 0/400 und erzielten nach britischer Darstellung
mit einer Bombenlast von 4806lbs.71 mehrere direkte Treffer auf dem Gebiet
der Stadt.72
Flugabwehr
Trotz der Neuheit der Bedrohung aus der Luft hatte man auch um die Stadt
Offenburg herum versucht, bodenseitig Schutzmaßnahmen dagegen zu ergreifen
. Hierzu gehörten neben der Verdunkelung auch die Aufstellung von
Flugabwehrgeschützen.
Durch die Flugabwehrkanonen kam es zu einem Zwischenfall, als während
eines Fliegerangriffes am 1. November 1917 ein Toter durch den Einschlag
eines Flakgeschosses in Schutterwald zu beklagen war.73 Nach diesem Unglück
wurde eine Besichtigung der Lindenhöhe durch Soldaten der Fliegerabwehr
anberaumt. Ob diese jedoch nur dem Ziel diente, bessere Positionen
für die Aufstellung von Geschützen ausfindig zu machen oder bei einer
Festlegung von Schutzsektoren, die das Überstreichen von bebautem Gebiet
untersagt hätten, wird im Dossier über diesen Unfall nicht näher ausgeführt
.
Der Tenor der Korrespondenz zwischen Stadtparlament und Militär erweckt
eher den Eindruck, als sei diese Institution der Stadt bereit gewesen,
alles in Kauf zu nehmen, um die Alliierten davon abzuhalten, weiterhin ihre
Bomben über Offenburg abzuladen.
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