http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0642
Die Ziel Vorstellungen, von denen sich die Planer der angreifenden Luftstreitkräfte
leiten ließen, waren durchaus ähnlich. Die Bahn sollte als
Versorgungs- und Nachschubglied der rückwärtigen Front ausgeschaltet
werden. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb eine Häufung der Angriffe
immer dann zu beobachten war, wenn sich das allgemeine Kriegsgeschehen
in geringer Entfernung zu Offenburg abspielte.
Die Zerstörung der Transportwege wurde von den Alliierten als wichtigster
Faktor des Zusammenbruchs der deutschen Produktion seit Ende 1944 eingeschätzt
. Ebenso bedeutsam war hierbei als Einzelposten die Vernichtung
des bahneigenen Kommunikationsnetzes, welche die Koordination des Verkehrs
nahezu unmöglich machte.
Konkrete Defizite, die hieraus erwuchsen, waren die Behinderung geordneter
Truppentransporte, des Versorgungs- und des zivilen Verkehrs.233
Trotzdem verhinderten die Unternehmungen 1944 nicht die Durchführung
der Ardennen-Offensive, die alliierte Hoffnungen auf ein schnelles Kriegsende
die Illusionen nahmen. Dies lag unter anderem an der Konzentration
auf Ziele der Treibstoffindustrie, die einen massierten Einsatz gegen das
deutsche Schienen- und Wasserstraßennetz verhinderten. Sir Arthur Tedder,
der stellvertretende SHAEF-Kommandeur, war aufgrund den vor der Normandielandung
in Frankreich gemachten Erfahrungen234 ein Verfechter des
Transportplanes gewesen, hatte jedoch keinen Einfluß auf das Setzen der
Prioritäten, so daß Verkehrsziele immer an zweiter Stelle rangierten. Dies
führte nach Hastings Ansicht dazu, daß trotz des verheerenden Effektes,
mit welchem Verkehrsziele getroffen wurden, bis März 1945 eine Versorgung
der deutschen Wirtschaft möglich war.
Es darf jedoch nicht außer acht gelassen werden, daß trotz dieser beträchtlichen
Transportleistung der Bahn ein erheblicher Abfall der Transportmengen
an Kohle und Eisenerz eintrat. Was das Working Committee und
C.S.T.C. nicht erkannten, war der bedeutende Einfluß den die Kohleknappheit
, welche durch die Angriffe auf Verkehrszentren und das Ruhrgebiet
hervorgerufen wurden, auf alle Aktivitäten im Reich ausübte.235
80 % der in Deutschland benötigten Kohle kamen aus dem Ruhrgebiet und
um die Bedürfnisse der Industrie, insbesondere der Stahlindustrie, zu befriedigen
, war es notwendig, daß 22000 Waggonladungen die Zechen verließen
. Ende November 1944 war dieser Fluß auf 5000 Waggonladungen
zurückgegangen.236
Auch der Kohlevorrat der Reichsbahndirektionen nahm im Laufe der Luftoperationen
ab. Kohle war die treibende Kraft der Lokomotiven, ohne deren
reibungslosen Einsatz eine zügige und im Umfang ausreichende Verkehrsabwicklung
nicht möglich war. Für die Verhältnisse in der Reichsbahndirek-
642
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0642