Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 662
(PDF, 137 MB)
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wieder Unerwartetes, Kurioses und doch
für die Region Charakteristisches, zum
Beispiel den Hofnarren des Königs Stanislaus
in Luneville, Nicolas Ferry, genannt
Bebe (1741—1764), der seinen Einzug in
dieses Lexikon dem Umstand verdankt,
daß er auf elsässischem Gebiet geboren
wurde, wenn er auch sein kurzes Leben in
der Hofgesellschaft in Luneville und Nancy
verbracht hat (ein Beispiel für die großzügige
Auslegung dessen, was zum Elsaß
nach der Konzeption der Herausgeber gehört
) und der noch heute besichtigt werden
kann: als Skelett in Paris. Oder man stößt
unverhofft auf Volkskundliches, jenen
Raubritter Johann von Alb auf Burg Niedermodern
, der als Lindenschmidt in das
Volkslied eingegangen ist. Die Grenzüberlagerungen
in den Phasen 1870—1918 und
1940—1945 sind berücksichtigt: kaum ein
badischer oder preußischer Beamter oder
Offizier, der im Elsaß einen mehr oder weniger
wohltönenden Ruf hinterlassen hat,
ist ausgelassen und im ganzen fair und
sachlich behandelt. Und wo heikle Zonen
angegangen werden: die Zaberner Affare
mit Freiherr von Forstner, der Sprachenkampf
in den Schulen mit Karl Gneisse
alias Professor Knatschke, da läßt man ohne
Rückhalt die Funken im deutschfranzösischen
Magnetfeld sprühen. Wenn
auch der Schwerpunkt auf den beiden letzten
Jahrhunderten liegt, sind doch auch die
älteren Epochen überraschend reichhaltig
vertreten. Der deutschsprachige Benutzer
muß allerdings mit dem Grauschleier französischer
Namens- und Orthographieformen
rechnen, der hier über dem ihm
vertrauten deutschsprachigen Elsaß des
Mittelalters und der Reformationszeit liegt.
Wenn auch Vornamen älterer Zeiten
deutsch notiert sind, wird er wohl kaum
gleich auf die Idee kommen, daß er den
Stammvater des elsässischen Herzogshauses
, Etico L, unter ,Adalric' suchen muß,
auch wenn unter dem Stichwort ,Etichoni-
des' ein Querverweis aufgenommen ist.

Die einzelnen Artikel, wenn immer möglich
durch Porträts, Wappentafeln, Fotos
illustriert, sind nach international gültigen
lexikographischen Normen erstellt. Zweispaltendruck
und verschiedene Schriftgrade
lockern den Satzspiegel auf. Wichtige
Nachlässe und Manuskripte sind nachgewiesen
, die Forschungsliteratur, auch die
neueste, fast immer vollständig zusammengetragen
. Wer sich von dem unerhörten
Reichtum dieses Kulturlandes überzeugen
will, der braucht nur zu blättern.

Prof. Dr. W. E. Schäfer

Peter Fischer, Steinach 1189-1989. Ein
historischer Überblick mit Beiträgen von
Erich Obert, Peter Schwörer, Herbert
Thoma und Thomas Kopp. Selbstverlag
der Gemeinde Steinach 1989, 435 Seiten,
DM 50,-

Keine Frage: Steinachs neue Ortschronik
ist das Geld wert, das sie kostet. Das Buch,
von Dr. Peter Fischer bescheiden im Untertitel
„Ein historischer Überblick" genannt,
ist natürlich mehr als das. Man merkt in
vielen Kapiteln, wie sorgfältig der Autor
recherchiert hat, wieviel Wert er auf fundierte
Quellen legte und auf Exaktheit seiner
Beschreibung. Fischer gibt selbst zu,
daß bei dieser wissenschaftlichen Arbeit
vielleicht die Gegenwart zu kurz gekommen
ist. Er sagt allerdings mit Recht, daß
sie im Grunde wohl nur richtig verstanden
werden könne, wenn man die Vergangenheit
kennt. Besonders der „Kulturschock"
der letzten vier Jahrzehnte, als viele bäuerlichen
Eigenheiten eines Dorfes wie Steinach
gleichsam über Bord geworfen wurden,
sind sicherlich schon selbst Thema für ein
komplettes Buch.

Die neue Steinacher Chronik ist übersichtlich
und gut gegliedert, legt in drei Teilen
Steinachs Dorfgeschichte anschaulich dar.
Besonders der erste Teil, in dem Steinachs
Historie bis zum Jahre 1806 behandelt
wird, ist sehr interessant und lehrreich.
Wenn Fischer beispielsweise über die
Hexenverfolgungen schreibt, wird auch
vieles von den Lebensumständen der Menschen
um 1600 lebendig. Sehr lesenswert
ist auch das Kapitel über das 17. und
18. Jahrhundert, wenn Fischer aus vielen
Quellen über die Kriegsfolgen dieser Jahre

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