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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 671
(PDF, 137 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0671
läßt sich die Geschichte der Wallfahrt an
Hand schriftlicher Dokumente kaum erfassen
. Im Zeitalter der josefinischen Aufklärung
und Wessenbergischer Tendenzen in
der Kirche zu Anfang des 19. Jh. waren es
immer wieder Leute aus dem Volk, die die
Wallfahrt verteidigten. Pfarrverweser Gins-
hofer, der 1855 mit materieller Unterstützung
der Bevölkerung die Zimmerer
Kirche renovierte und neu konsekrierte,
leitete eine neue Blüte der Wallfahrt ein.
Maier verfolgt die Entwicklung der Wallfahrt
bis zur Gegenwart, wobei die Ausführungen
über die Bedeutung der Wallfahrt
für die Menschen in der Not des 2. Weltkriegs
besonders aufschlußreich sind.

Die Untersuchung des Lebens der Pfarrgemeinde
nimmt ebenfalls einen großen
Raum ein. Neben kirchlichem Brauchtum
(Prozessionen, Anniversarien, Kirchengesang
) werden die christlichen Reaktionen
auf Zeitereignisse (z. B. die Koalitionskriege
) untersucht, eher amüsant lesen sich die
sittengeschichtlichen Ausführungen über
die Bekämpfung menschlich — allzumenschlicher
Schwächen. Karl Maier ist es
einmal mehr gelungen, aus einer Überfülle
von Quellen in bestechender Anschaulichkeit
und Klarheit ein Kapitel Kirchengeschichte
weiterzuschreiben, das an die
Forschungen von Wilhelm Weiß, Theodor
Kurrus und Erich Arnold Huber anknüpfen
kann.

Heinz G. Huber

Hans-Martin Pillin, „Kleinode der Gotik
und Renaissance am Oberrhein".
Mörstadt Verlag, Kehl 1990

„Kleinode der Gotik und Renaissance am
Oberrhein" heißt der Titel eines Buches
von Hans-Martin Pillin, das im Frühjahr
dieses Jahres beim Mörstadt-Verlag in Kehl
erschien. Und um es gleich vorweg zu sagen
, diese kunsthistorische Abhandlung
verdient selbst das Prädikat, ein Kleinod zu
sein. Sie steht im Zusammenhang einer
landesgeschichtlichen Forschung des Autors
zur Geschichte der Burg Bosenstein in
Ottenhofen im Nordschwarzwald und ist

das Ergebnis sorgfältiger Recherche und
archäologischer Arbeit, die 46 Ofenkacheln
der ehemaligen Burg Bosenstein zu
Tage brachte.

In intensiver Kleinarbeit und in Zusammenarbeit
mit einem excellenten Fachmann
auf dem Gebiet des Kachelbaus, Wolfgang
Bolg aus Baden-Baden, hat sich Hans-
Martin Pillin daran gemacht, aufgespürte
Kachelfragmente ehemaliger Kachelöfen
der Burg Bosenstein durch immer wieder
neue Begehungen des ehemaligen Burghügels
zu ergänzen, weiter zu vervollständigen
und zu ganzen Kacheln zusammenzufügen
, woraus ein beeindruckendes
Kaleidoskop entstand, das dem Leser des
Buches einen vielfältigen und tiefen Einblick
in die bilder- und gestaltenreiche Welt
des 13. bis 16. Jahrhunderts ermöglicht. Mit
Sachverstand führt der Autor den Leser vor
den historischen Hintergrund seiner Ofenkacheln
, verweist auf Entstehungsbedingungen
und -orte, weist die Motivgleichheiten
bei Ofenkacheln an verschiedenen
Orten nach und begründet sie, so daß ein
gesamthistorischer Eindruck über die
Ofenkacheln der Burg Bosenstein und das
Kachelhandwerk in damaliger Zeit entsteht
.

In einem kunsthistorischen Abriß zeigt
Hans-Martin Pillin, von Hause aus selbst
Historiker, zunächst kurz den sozialgeschichtlichen
Rahmen der Familie von
Bosenstein in der damaligen Zeit auf und
erläutert dann den Zusammenhang der Motive
auf den Ofenkacheln mit dem ethischen
Selbstverständnis des Mittelalters,
das in seinem Alltag von den christlichen
Legenden und Gestalten überlagert war,
was durch die große Zahl christlicher Gestalten
und Erscheinungen belegt ist. Mit
einer skizzenhaften Darstellung der Kachelöfen
der ehemaligen Burg Bosenstein
und im Vergleich mit zwei erhaltenen Kachelöfen
jener Zeit bleiben die Kachelfunde
keine isolierten Stücke, sondern geben dem
Leser die Möglichkeit an die Hand, sie zu
einem Ganzen wachsen zu lassen, zumal
der Autor auch auf verschiedene Kachelformen
und ihre Funktion eingeht.

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