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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 674
(PDF, 137 MB)
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Mühlenbach u.v.a. Erst vierzig Jahre sind
die Fotografien alt, erst nach dem Zweiten
Weltkrieg sind sie entstanden und vermitteln
doch schon eine archaische Welt.
Tracht und Tradition beherrschen die Menschen
; die bäuerliche Wirtschaft steht im
Mittelpunkt des Handelns, das Handwerk
mit Korbflechter und Kübler, Schneller und
Schindelmacher, ja selbst mit dem Uhrmacher
erscheint nur als Heimarbeit. Keine
Maschinen stören, nur die Feuerwehr
löscht einen Brand im St. Romanstal mit
Hilfe von Motoren. Der Betrachter um
1950 mag die Mühsal der Verhältnisse noch
leichter erkannt haben als der heutige, die
Arbeiten am Hang, der Getreideschnitt
z. T. noch mit der Sichel, das Kochen in der
glanzrußgeschwärzten, düsteren Küche.
Doch gegen eine Idylle steuert der nüchtern
informierende Text Wolfgang Hugs, selbst
die Grundmuster Brot und Wein, Jugend
und Alter, Kälte und Wärme, Arbeit und
Feier werden sachlich kommentiert. Das
Buch stellt einen Lebensbereich vor, der
dem Mittelalter verwandter zu sein scheint
als unseren achtziger Jahren, und lehrt uns
daher Kenntnisse, die verloren gingen,
über das Reutebrennen oder den Kohlenmeiler
, über handwerkliche Praktiken oder
einfach das Brotbacken. Welchen Wert diese
Welt den jungen Menschen von damals
bedeutete, mag das letzte Bild zeigen. Vier
Bauernkinder sitzen brav vor einem Christbaum
. Nur eines von ihnen hat den bäuerlichen
Stand verlassen und wurde Lehrerin.

Der Bildband erfüllt die vielfältigen Erwartungen
, die sein Titel erweckt; dem Historiker
bietet er dabei eine photographische
Momentaufnahme der Jahrhundertmitte.

Karl Maier

Egon Schallmayer: Aquae - das römische
Baden-Baden. Führer zu archäologischen
Denkmälern in Baden-Württemberg
11 (1989). Konrad Theiss Verlag
Stuttgart, 113 S.

Nach seiner 1986 aus einem Vortrag entstandenen
informativen kleinen Schrift
„Aquae - — Baden-Baden in römischer

Zeit" legt E. Schallmayer nun eine umfassende
Behandlung des römischen Baden-
Baden von seinen Anfängen bis in die Spätzeit
vor. Das Werk beruht auf dem neuesten
Forschungsstand und wird auf Jahre als
Standardwerk über das römische Baden-
Baden gelten müssen.

Die übersichtlich gegliederte Darstellung
schildert zunächst die Topographie und die
Forschungsgeschichte, um dann den umstrittenen
Anfängen des Ortes nachzugehen
. Dabei bezweifelt Schallmayer mit
guten Gründen das häufig vermutete römische
Kastell, hält jedoch die Anwesenheit
von Truppen zum Schutz und für öffentliche
Bauvorhaben für sicher.

Aus der Neubeurteilung von Altfunden innerhalb
der allerletzten Jahre resultiert die
Annahme einer frühen germanischen Besiedlung
um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. Sie
wird inzwischen durch Neufunde auch in
Ettlingen, Karlsruhe-Knielingen und Alt-
lußheim wahrscheinlich. Die Funde sind
mit dem Inventar der Germanengruppen
des L Jh. in den Regionen um Groß-Gerau,
Mannheim, Ladenburg und Diersheim gut
zu vergleichen.

Darüber hinaus lassen sich die Ursprünge
dieser eingewanderten Gruppen im Elbgebiet
und in Böhmen fassen — in einem
Raum, der 2—3 Jahrhunderte später als eines
der Herkunftsgebiete der sich bildenden
Alemannen wichtig wurde.

Interessant sind auch die Ausführungen zur
römischen Heeresführung und Taktik:
Augsburg-Oberhausen und Dangstetten
(S. 24) sollte man jedoch nicht als „Legionslager
" bezeichnen, da der Befund von
Oberhausen zu unsicher und das Lager von
Dangstetten am Hochrhein zu klein für eine
ganze Legion war. Umstritten ist auch, ob
man Oberhausen und Dangstetten (S. 26)
wirklich als Ausgangsbasen für Zangenbewegungen
ins germanische Gebiet oder
nicht eher als defensiv einzustufen hat.

Auch den „Germanenaufstand" (S. 28) des
Jahres 69 muß man sehr differenziert sehen
. Teilweise rebellierte auch die Reichsbevölkerung
, und im Rahmen der Thron-

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