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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 678
(PDF, 137 MB)
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de Mittel- und Spätlatenezeit sind wir fast
nur durch einzelne Münzfunde (z. B.
Karlsruhe-Durlach, Stollhofen oder Gams-
hurst, Ortenaukreis) unterrichtet. Hierbei
dürfte es sich i.w. um eine Forschungslücke
handeln, wie eine neu gefundene
Siedlungsstelle bei Otigheim (Lkr. Rastatt)
zeigt. Diese Fundstelle datiert in die Mittlere
und wohl auch in die Späte Latenezeit
(ca. 2./1. Jh. v. Chr.; Fundberichte aus
Baden-Württemberg, in Vorb.) und zeigt,
daß diese Region damals keineswegs unbe-
siedelt war. Auffallend ist die Lage der
Siedlung unterhalb des Rheinhochufers im
Tiefgestade („Rheinaue"), wo man bisher
kaum mit vorgeschichtlicher Besiedlung
rechnete.

Ausführlich wird die Römische Kaiserzeit
(S. 49ff.) in der vorliegenden Arbeit behandelt
. Die eindrucksvolle Verbreitungskarte
(S. 50, Abb. 14) ist inzwischen um
zahlreiche weitere Fundpunkte zu ergänzen
. Während dieser Zeit hatte Aquae
(Baden-Baden) die Funktion des Verwaltungsmittelpunktes
der Region. Der neueste
Forschungsstand wird von Egon
Schallmayer in dem Band „Aquae — das
römische Baden-Baden" (Führer zu archäologischen
Denkmälern in Baden-Württemberg
11, erschienen 1989) sowie in dem
Aufsatz „Römermauern unter alten Bauten
" (Denkmalpflege in Baden-Württemberg
18. Jg., 1989, S. 121-126) dargestellt.
Als wichtiges Ergebnis dieser Studien ist
festzuhalten, daß Baden-Baden als Verwaltungsmittelpunkt
und Siedlung bis in die
Jahre um die Mitte des 3. Jhs. n. Chr. funktioniert
haben muß; dies war in der Vergangenheit
verschiedentlich bezweifelt worden,
indem man ein früheres Siedlungsende annehmen
wollte.

Die Schilderung der Spätantike (S. 67-71)
und des Frühen Mittelalters (S. 72-81)
kann sich — neben den Ortsnamen und
spärlichen ersten Schriftquellen — wiederum
nur auf Grabfunde stützen. Die Siedlungen
dieser Zeit sind bisher kaum lokalisiert
und noch weniger ausgegraben. Das
kann nur zum kleineren Teil dadurch bedingt
sein, daß die Siedlungen unter den
heutigen Orten liegen. Vielmehr zeigt sich
in diesem Fundbild wieder das Fehlen einer
flächendeckenden archäologischen
Landesaufnahme und einer gezielten Suche
nach solchen Plätzen.

Unser Raum tritt eigentlich erst im 8. Jh. in
das Licht der schriftlichen Quellen, mit denen
das Mittelalter (S. 82-89) und die frühe
Neuzeit (S. 90—95) geschildert werden,
die die historische Darstellung abrunden.

Fehlerhaft dürfte die Bemerkung (S. 256)
sein, daß die spätere Burg Hohenbaden „in
schriftlichen Quellen aber erst 1257 Erwähnung
findet"; es existiert eine Urkunde aus
dem Jahre 1102, daß Markgraf Hermann II.
die Burg Baden erwarb (S. 87).

Auf den Seiten 96—265 werden dann ausgewählte
wichtige Plätze in der Form eines
Exkursionsführers kurz beschrieben und
durch Literaturhinweise dem genaueren
Studium zugänglich gemacht.

Emilie Ruf (Baden-Baden) verdanke ich
den Hinweis, daß die 1966 gefundenen römischen
Weihesteine nicht im Stadtmuseum
(wie S. 261 angibt), sondern in der
konservierten römischen Badruine unter
dem heutigen Friedrichsbad stehen (S. 253
Abb. 106); dieser Standort wird vermutlich
jedoch nicht endgültig sein.

Wem an der Geschichte dieser Region und
ihren Schauplätzen gelegen ist, dem wird
dieser handliche Band ein unentbehrlicher
Führer und ein wichtiges Nachschlagewerk
sein. Mit ihm wird eine empfindliche
Lücke zwischen den einschlägigen Kunstführern
und archäologischen Fachpublikationen
, zwischen Dehio und Kröners
Handbuch historischer Stätten, geschlossen
.

Heiko Wagner

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